Ein Comeback mit Bibliothekvorstadt

Das Fußballmagazin Ballesterer ist wieder in Topform

Es ist noch in guter Erinnerung, als das Fußballmagazin Ballesterer stark von finanziellen Blessuren gezeichnet war (siehe Augustin, Nr. 503). Mit «Ballesterer brennt!» wurde damals nichts weniger als ein Überlebenskampf ausgerufen. Inzwischen konnte «Brand aus!» gegeben werden, mehr noch, die Rekonvaleszenz wurde genutzt, um eine Ballesterer Bibliothek neu aufzubauen. Dabei handelt es sich um ein multimediales Projekt, bestehend aus einem analogen Bookazine (Mischung aus Buch und Magazin) und digitalen Features wie Videos, Fotoslideshows, interaktiven Grafiken und Stadtkarten und einem Pod­cast. Diese Bibliothek soll um einen Band pro Jahr erweitert werden. Die Erstausgabe ist der «Fußballstadt Wien» gewidmet, obwohl es seit einer gefühlten Ewigkeit keinem Verein aus der Bundeshauptstadt mehr gelungen ist, die österreichische Meisterschaft zu gewinnen (zuletzt 2013 dem FK Austria bei den Männern, 2001 USC Landhaus bei den Frauen).
Erfreulicherweise begegnet der Ballesterer dem Unterhaus auf Augenhöhe. Gut zu erkennen mit dem «Wiener Ensemble», einer famosen Fotostrecke von subkulturellen Fußballplätzen von Dieter Brasch. Auch Fußballerinnen kommen ausführlich zu Wort – übrigens, mit Nicole Selmer hat der Ballesterer immerhin eine Chefredakteur-Stellvertreterin –, Mythen, insbesondere jene aus der NS-Zeit, werden hinterfragt, und hin und wieder begeben sich die Autor_innen sogar in die Unterwelt: etwa Moritz Ablinger, der mit Farbsprühdosen ausgerüstete Ultras beim nächtlichen «Malen» begleiten durfte.
Wer verhalf nun dem Ballesterer zu seiner relativ raschen Genesung? Einerseits natürlich seine Fans, andererseits die Medieninitiative der Wiener Wirtschaftsagentur. Von ihr kam für die Ballesterer Bibliothek ein Support in der Höhe von 45.000 Euro. Möge diese Anschubfinanzierung den Ball so gut ins Rollen bringen, dass in der zweiten Ausgabe auf ein Inserat des hierzulande politisch bestens vernetzten Glücksspielkonzerns verzichtet werden kann. Ein kleiner Schönheitsfehler des 148 Seiten starken Bookazines.

Fußballstadt Wien
Ballesterer Bibliothek #1
148 Seiten, 12 Euro
https://bibliothek.ballesterer.at