Biografie eines burgenländischen Bootsbauers
«Weil ich aber weiß, dass eine Werbung – und sei sie selbst für den Frieden – ohne Sensation wenig Erfolg hätte, habe ich die ‹PAX› gebaut und will damit eine sensationelle Werbefahrt machen. (In etwa 2 Jahren.)» Das schreibt Jani Stipkovits in der Broschüre, mit der er Sponsor:innen für seine Schiffsreise sucht. Es ist das Jahr 1951, und es ist das dritte Schiff, das Stipkovits, im Brotberuf – unfreiwillig – Müller im Südburgenland, vom Stapel laufen lässt, um der Welt seine Friedensbotschaft zu überbringen. 1928 tritt er die erste lange Reise an: mit dem Faltboot vom Mühlbach bis Bratislava. Tagebucheinträge zeugen davon. 1932 setzt er sich in die selbstgebaute ‹Burgenland›, ein fantastisches Amphibienfahrzeug, mit dem er es bis Tunis schafft. 1962 geht die PAX in Korneuburg zu Wasser.
Jani Stipkovits lebt von 1905 bis 1993. Eine Zeit, die ihm Gründe genug gibt, an seiner Mission zu bauen: der Erste Weltkrieg, der Wandel von Westungarn zum Burgenland, der Zweite Weltkrieg, das Leben direkt am Eisernen Vorhang, der Zerfall Jugoslawiens. All das spielt sich nicht nur in der weiten Welt, sondern auch in der unmittelbaren Umgebung ab. Kein Wunder, sehnt Jani sich nach Frieden.
Der Journalist Walter Reiss hat sich der Suche nach Archivmaterial über die wundersamen Reisen des Jani Stipkovits angenommen. Erfolgreich: Ausgestattet mit Faksimile von Stipkovits’ Broschüre und Wimpel der PAX ist das ein unglaublich berührendes Buch geworden.
Walter Reiss:
Der Müller als Kapitän
Leben und Traum des Jani Stipkovits
edition lex liszt 2022
172 Seiten, 26 Euro