Augustinerin Jana Madzigon
Ich bin immer mit befreundeten Pressefotograf_innen zur Verleihung des Objektiv-Fotopreises gegangen, und 2019 gab es gleich mehrere Preise für Augustin-Storys. Da habe ich gesehen, dass der Augustin ein Medium mit unkonventionellen Themen ist. Ich war gespannt, wen man allen trifft, wenn man für den Augustin arbeitet, und habe mich als Fotografin beworben. Ich kannte niemanden bei der Redaktion und war erstaunt, zu meinem ersten Job eingeladen zu werden. Es war ein Interview mit der Drag Queen und Kindergartenpädagogin Lady Nutjob.
Seit 2016 arbeite ich als selbstständige Fotografin. Angefangen habe ich mit Eventfotos 2006. Ich war auf einer Party, da kam ein Partyfotograf, hat unsere Gruppe fotografiert und mir in die Hand einen Flyer gedrückt: «Wir suchen Fotografen.» Ich war damals in einer komischen Lebensphase und dachte, warum nicht. Von einem Freund habe ich mir eine Kamera ausgeborgt, ein Mail an die Firma geschickt, und so bekam ich den ersten Auftrag, Fotos zu machen bei einer After-Work-Party im Volksgarten. Ich kann mich an alles genau erinnern. Es war dann jede Woche Donnerstag, Freitag, Samstag, jeden Abend 2 bis 3 Partys parallel. Aber man ist jung und hat noch was über für so was. Von Partyfotografie bin ich schon lange weg, nur ganz wenige Events mache ich noch, wie z. B. das Augustin-Fest.
Ich bin aus Kasachstan, aus Almaty, habe aber, seit ich 15 war, in Moskau gelebt. Dort bin ich in die Musikschule gegangen und habe danach sechs Jahre Musikwissenschaft und Orgel auf der Uni studiert. Nach Wien bin ich als Austauschstudentin gekommen. Zwei Städte hatte ich zur Auswahl, Wien und Amsterdam. Meine Lehrerin war für Wien. Als ich nach Wien gekommen bin, dachte ich, ich ziehe einfach weiter, westlicher, aber Wien hatte so eine interessante Qualität. Es gibt hier einen unglaublichen Lebensstandard. Später war ich in Amsterdam, um zu schauen, was ich verpasst habe, aber nein, es ist schon schön hier, es war ein guter Zufall. Ich mache nichts mehr mit Musik. Die Ausbildung habe ich zwar fertig gemacht, aber für mich war es in Österreich so: Ich bin völlig frei und fange jetzt ganz neu an. Meine Studentenzeit war nämlich mit enormem Leistungsdruck und Belastung verbunden. Eine Tätigkeit im visuellen Bereich hat mich damals immer mehr interessiert. In Moskau habe ich bereits auf der Uni mit der Bildbearbeitung Geld verdient. Fotografie habe ich autodidaktisch und später an der Kunsthochschule in München gelernt. Aber zuerst habe ich angefangen, in Wien als Kellnerin zu arbeiten. Dann habe ich einen Kredit aufgenommen, einen Computer gekauft und mich überall als Grafikdesignerin beworben.
Protokoll: Jenny Legenstein
Foto: Carolina Frank