Ein hoffnungsvoller Menschtun & lassen

Augustin-Verkäuferin Oto

Österreich ist mein Land! Es ist eines der besten, die es gibt. Ich habe hier meine Arbeit und meine Kinder, das ist für mich das Wichtigste.
Geboren bin ich in Nigeria. Ich lebe aber schon seit fünfzehn Jahren in Österreich, eine lange Zeit. Letztes Jahr bin ich dann mit meinen Kindern nach Wien gezogen. Hier leben wir in einer Wohnung zusammen. Meine Kinder sind 15, 13, 12, 4 und 2 Jahre alt. Seit wir in Wien wohnen, gehen sie hier zur Schule und in den Kindergarten. Da ich mit meinen fünf Kindern zusammenlebe, ist daheim oft sehr viel los. Wenn ich jetzt nach Hause komme, dann geht es wieder los: «Mach das nicht!», «Komm da runter!», «Hilf mir damit!» … Aber zum Glück passen die älteren auch ein bisschen auf ihre jüngeren Geschwister auf.
Ich verkaufe immer in der Früh den AUGUSTIN. Ich stehe am Praterstern, im Durchgang zwischen der U1- und der U2-Station. Viele meiner Kund_innen kennen mich schon. Sie sind sehr nett. Genauso wie in Nigeria gibt es auch in Österreich Rassist_innen, aber das sind nur ganz wenige. Zum Beispiel kommt jeden Tag am Praterstern eine Frau vorbei, die mich anspucken will. Aber ich mag ihr keine Aufmerksamkeit widmen, sie lenkt mich nur von meiner Arbeit ab. Würde ich die Polizei holen, könnte ich meinen nächsten Kunden verpassen. Ich will mich von ihr nicht negativ beeinflussen lassen. Es gibt immer gute und schlechte Menschen, überall. Und in Österreich sind fast alle sehr nett zu mir.
Für mich ist das Wichtigste, dass ich nicht faul bin. Ich schäme mich auch nicht, den AUGUSTIN zu verkaufen. Oft ist das Leben nicht einfach, es geht aber immer weiter. Ich bin ein sehr hoffnungsvoller Mensch. Ich liebe es auch, Fragen zu stellen. Wenn ich die Antwort nicht verstehe, dann lasse ich dich nicht mehr los, bis ich alles verstanden habe.

Protokoll: Christof Mackinger
Foto: Nina Strasser