Ein Kellner, ein Gast, eine HureDichter Innenteil

Aus der KulturPASSage

Die Premiere des Theaterstückes «Ein Kellner, ein Gast, eine Hure» von Heinz Rudolf Unger unter der Regie von Dieter Haspel wurde bereits im Jänner 2015 im Werkl im Goethehof von Mirza Prince realisiert. Da wir im Jänner leider keine Zeit hatten, nahmen wir mit Freude zur Kenntnis, dass es eine Wiederaufnahme dieses Stückes gibt. Das Werkl im Goethehof ist ein Kleinkunsttheater mit einer ganz eigenen, positiven Atmosphäre, welche unsere 11%-K.Theater-Gruppe auch schon einige Male auf der Bühne genießen durfte, vor zwei Jahren übrigens noch mit Mirza Prince als einem Ensemblemitglied von uns.

Foto: Claus Langmann

«Ein Kellner, ein Gast, eine Hure» ist eine sehr gelungene Geschichte über das kapitalistische System, über eine Zweiklassengesellschaft, über Hoffnung und scheinbares Glück, über Statussymbole und mehr Schein als Sein, über Neid und über Ausweglosigkeit und Vereinsamung. Diese so komplexen Thematiken werden anhand der Geschehnisse im heruntergekommenen Café «Je Albert» sehr realistisch behandelt. Am Anfang entsteht der Eindruck, dass der Kellner Albert – sehr überzeugend dargestellt von Manuel Prammer – einfach nur nach der Sperrstunde das Lokal säubert. Erst später erfährt man, dass es der letzte Kehraus ist vor der endgültigen Schließung. Carmen Maria Jahrstorfer mimt in beeindruckender Weise die Hure Charlotte, die bereits während der Säuberungsarbeiten, an der Bar sitzend, eine absolute Hoffnungslosigkeit in ihrem Blick erkennen lässt. Als dann ein elegant gekleideter Gast kommt (Max Gruber nimmt uns als Charly authentisch mit in eine «bessere Gesellschaft») begegnet man ihm mit Hochmut und versucht, den Schein aufrechtzuerhalten.

Wie so oft soll Armut unsichtbar gemacht werden, vor allem die Reichen dürfen damit nicht belästigt werden, den Dreck muss man verstecken. Im Laufe dieses Theaterstückes stellt sich heraus, dass sich der Gast Charly vor Jahren für Reichtum verkauft hat und jetzt in der Einsamkeit dieses Reichtums gefangen ist. Um dieser unendlichen Armut trotz allem finanziellen Reichtum entfliehen zu können, setzt er auf die Bestechlichkeit der anderen und will sich sein altes Leben zurückkaufen.

Es zeigt sich aber, dass für Menschen, welche in finanzieller Armut leben, nicht der Luxus zählt. Der eigentliche Luxus ist ein Leben in Würde, aber dieses primäre Ziel ist nicht mit Geld zu kaufen. Um zu überleben und ihr Kind ernähren zu können, musste Charlotte ihren Körper verkaufen, aber ihre Seele will und wird sie keinesfalls verkaufen. Diese Erkenntnis bringt Carmen Jahrstorfer alias Charlotte mit einer Gesangeseinlage so atemberaubend auf die Bühne (umgetextete Songs aus «Cabaret»), dass ich sie mir auf jeder Musicalbühne sehr gut vorstellen kann.

«Ein Kellner, ein Gast, eine Hure» ist eigentlich ein reines Sprechstück mit enorm viel Text. Die drei Protagonist_innen haben mir persönlich durch ihre Mimik und ihr emotionelles Spiel in beängstigender Weise einen Spiegel vorgehalten. Ich danke allen Beteiligten für einen wunderbaren Abend.

INFO:

«Ein Kellner, ein Gast, eine Hure»

von Heinz Rudolf Unger in der Regie von Dieter Haspel, Realisiert durch Mirza Prince und mit den Schauspieler_innen: Carmen Maria Jahrstorfer, Max Gruber und Manuel Prammer

Voraussichtliche Wiederaufnahme im September 2015

Werkl im Goethehof

www.werkl.org

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