Erzählung
Tutti, die 15-jährige Tochter von Lisa und Eduard Koopman (Geschäftsgebiet Import/Export), wird entführt. Der Privatermittler Hezekiel Kant wird mit der Suche nach der Entführten beauftragt – und verzockt umgehend den Vorschuss der Koopmans. Bald hat Kant es mit undurchsichtigen Machenschaften zu tun, mit Kunstfälschungen des Galeristen Esterhazy, mit der chinesischen Mafia, mit Glücksspiel, Koks, Blüten und Brutalos. Manches davon lässt Rückschlüsse auf Jörg Fausers Leben on the edge zu, alles davon hat mit seinem Geschick zu tun, in sprachlicher Brillanz und lakonischem Tonfall spannende Geschichten zu konstruieren. Entgegen damaliger deutschsprachiger Befindlichkeits- und Selbstbespiegelungsliteratur legte Fauser (1944–87) stets wert aufs erzählerische Handwerk, nach Vorbildern der US-amerikanischen (nicht nur Krimi-)Literatur, wie er mehrfach in Interviews betont hatte. «Während alle Hippies waren», schreibt Helene Hegemann im Nachwort, «hat er das Gegenprogramm gefahren, er hat diese Bewegung beobachtet, ohne ein Teil von ihr zu werden.» Jörg Fauser hat sein Geschick mehrfach eindringlich bewiesen, etwa in den Romanen Rohstoff und – bekannt seit seiner Verfilmung: – Der Schneemann. Kant erschien ursprünglich von Mai bis Oktober 1986 als Fortsetzungsroman im Wiener, ein Jahr später als Heyne-Taschenbuch. Jetzt hat der Schweizer Diogenes Verlag dieses Schmuckstück deutschsprachiger Krimiliteratur dankenswerterweise dem Vergessen entrissen.
Jörg Fauser: Kant
Diogenes Verlag 2021
128 Seiten, 20,60 Euro