... über Klappentexte, Befreiungstheologie, Gott, Strache und türkische Hendlgrammel
Wie gründe ich eine Religion ist Ihr bisher letztes Buch. Das wievielte?Das dreißigste. Von Jesus heißt es: … der dreiunddreißig Jahr im Fleisch gehorsam war. Also werde ich wahrscheinlich noch drei weitere Bücher schreiben.
Im Klappentext des Buches werden Sie zweimal als großer Freigeist bezeichnet. Sehen Sie sich als solchen?
Klappentexte sind dumm. J. P. Sartre meinte, dass einem immer die anderen sagen, wer oder was man ist. Aus all den Mosaiksteinchen der Klappentexte meiner Bücher setze ich halt meine Person zusammen. So erfahre ich langsam, wer ich bin.
Was verbindet Sie mit Ernesto Cardenal, den sie vor kurzem in Wien trafen?
Ja, auch ich bin ehemals kleiner Kaplan aus Ottakring nolens, volens ein Anhänger der Befreiungstheologie. Mein Buch «Jesus in schlechter Gesellschaft» kursierte als Raubdruck in Nicaragua. Nachdem es in Spanien und Portugal gedruckt worden war und auf Grund der politischen Umstände in diesen Ländern nicht vertrieben werden durfte, landete es eben in Lateinamerika.
Sie formulierten einmal, ich denke, es war während eines Vortrages in Lech im Jahre 2000, dass Religion Krieg bedeute.
Ja, mein jüdischer Schuster aus Tadschikistan meint das auch. Religion? Ja, Krieg. Krieg normal, sagt er immer wieder lachend.
Wenn Sie heute noch eine verantwortungsvolle Position in der katholischen Amtskirche innehätten, wie würden Sie versuchen, vor allem jungen Menschen den Gottesbegriff näher zu bringen?
Ich krieg ja viele Briefe. Und in einem schrieb mir eine Tirolerin, Mutter von drei erwachsenen Kindern, u. a. folgenden Satz: Nicht der Mensch braucht Barmherzigkeit, sondern Gott braucht sie. Diese Stelle würde ich heute jungen Menschen vorlesen. Auch beim Propheten Hosea steht geschrieben: Barmherzigkeit will ich, keine Opfer.
Kommen wir zu aktuellen Themen. H. C. Straches Abendland in Christenhand, H. C. Strache und das Kreuz?
Die FPÖ heb ich mir auf, bis ich Alzheimer hab.
Und der Bau von Moscheen und Minaretten?
Von mir aus gerne, wenn sie nicht allzu lärmbelästigend sind.
Beitritt der Türkei zur EU?
Ich bin ein glühender Befürworter für deren Beitritt, weil die Türken die besten Hendlgrammel machen. Das Abendland ist gottlos geworden. Die Muslime sind es nicht. Und damit haben wir halt ein Problem.
Ein Satz unter vielen aus Ihrem letzten Buch «Wie gründe ich eine Religion, der mir Kopfzerbrechen macht», lautet: Die Frage, ob ich an Gott glaube, setzt mich in Verlegenheit. Ich weiß es nicht.
Ja, so ist es, genauso. Wenn die Priester ehrlich sein dürften, würden viele genauso antworten.
Was macht sie trotzdem nach wie vor so kämpferisch-fröhlich, Herr Holl?
Jesus (lachend)