Zum Ableben von AUGUSTIN-Verkäufer Jiři
Bei unserem Hoffest am 8. Juni ließ Jiři es sich nicht nehmen, ein Spontankonzert zu geben. Es war wohl sein letzter Auftritt als One-Man-Band.Erst vor Kurzem erfuhren wir, dass Jiři, der den AUGUSTIN seit 1997 verkaufte, vor einem halben Jahr verstorben ist. Dass Jiři Janecek an einer Herzklappeninsuffizienz litt, war uns bekannt, doch über die Umstände seines Todes wissen wir nichts. Er wurde 64 Jahre alt, begraben ist er auf dem Zentralfriedhof, Gruppe 87A, Reihe 82, Grab Nr. 1. Ein paar magere Daten, die über das Online-Service der Bestattung Wien abrufbar sind.
Jiři kam sehr regelmäßig ins AUGUSTIN-Büro, um neue Zeitungen zu holen und oft sofort die aktuelle Ausgabe zur Gänze durchzulesen. Zeitungen verkaufte er oft beim Volkstheater, im Sommer auf der Donauinsel und in der Lobau. Den weiten Weg vom 11. Bezirk, wo er wohnte, legte er mit dem Fahrrad zurück. Aufgrund seiner Gehbehinderung war Jiři auf das Rad angewiesen. Eine nie ausgeheilte und dauernd Schmerzen bereitende Verletzung am Fuß hatte er sich bei einem Unfall bei einer Schwarzarbeit zugezogen. Die Beinverletzung bedeutete das Ende von Jiřis geregeltem Arbeitsleben. Fortan erhielt er Sozialhilfe/Mindestsicherung, um die er auch immer wieder kämpfen musste. Zwar war Jiři eine Art Hippie (seine langen Haare hätte er sich niemals abschneiden lassen) und jemand, der das Leben genießen konnte, ein Faulpelz war er nicht. Tätig sein, seinen eigenen Unterhalt zu verdienen und Großzügigkeit gegenüber anderen waren ihm sehr wichtig. Dass er aufgrund seiner finanziellen Lage auf die Hilfe anderer angewiesen war, schmerzte ihn weitaus mehr als die Tatsache, seine eigenen Bedürfnisse einschränken zu müssen.
Jiři war ein Schwieriger, sehr sensibel, aber auch sehr aufmerksam, großzügig und voller Wissen auf verschiedensten Gebieten wie Handwerk, Kunst und natürlich seiner geliebten Musik. Wir vermissen ihn.