Eine bessere Wahltun & lassen

Augustinverkäuferin Manuela

Ich bin 36 Jahre alt und verkaufe seit insgesamt 13 Jahren den Augustin. Beim Verkaufen geht es mir heute gleich wie damals, als ich angefangen habe. Es gibt immer ein paar Menschen, die unfreundlich sind oder sich über mich lustig machen. In solchen Situationen senke ich den Kopf und gehe einfach weiter. Letztens hat mir beispielsweise jemand meine Zeitungen weggenommen und zerrissen. Die Situation ist gerade nicht besonders gut. Wir werden sehr oft von den Läden und der Polizei verdrängt.
Ich weiß manchmal nicht, wie ich das aushalte. Ich vertraue in Gott, denn er ist für alles verantwortlich. Und ab und zu gibt es auch Leute, die tatsächlich helfen. Natürlich habe ich hier Freund_innen gefunden und Menschen kennengelernt, die sehr barmherzig sind, und bei ihnen möchte ich mich bedanken. Es sind einfach normale Menschen aus Österreich, und ich kenne ihre Namen meistens nicht. Sie kaufen manchmal Essen oder Schulsachen für meine Kinder. Beim Verkaufen komme ich in Kontakt mit Menschen. Sie kennen mich teilweise schon seit vielen Jahren von meinem Verkaufsplatz.
Ich habe zwei Kinder, und mein Mann ist leider krank und deshalb nicht sehr mobil. Der Augustin hilft uns dabei, einen Teil unserer Lebenskosten zu decken. Meine Kinder sind zur Zeit in der Schule, mein Sohn wird 11, meine Tochter 13 Jahre alt. Die Schule bereitet mir Schwierigkeiten, denn die Hortbetreuung ist ziemlich teuer. Aber sie sind gut betreut und lernen dort besser Deutsch. Ich habe Glück, denn meine Kinder sind sehr brav. Sie sehen unsere Situation und verstehen, dass wir ihnen nicht alles bieten können.
Ich komme aus Piteşti, einer größeren Stadt in Rumänien. Ich bin am Land aufgewachsen, und das war schön. Mein Vater ist verstorben, und meine Mutter kommt immer wieder nach Österreich, sie ist selbst Augustin-Verkäuferin. Ich selbst war seit zwei Jahren nicht mehr in Rumänien, denn meine Familie und meine Arbeit sind hier, und ich kann mir Urlaub nicht unbedingt leisten. Ich habe mich hier eingelebt und sehe Wien als mein Zuhause. Eigentlich brauche ich nichts außer meine Familie, und die habe ich hier. Meine Kinder machen mich glücklich. Es würde uns helfen, wenn meine Kinder eine bessere Wahl im Leben hätten. Ich schreibe ihnen das nicht vor, sondern sage ihnen, sie sollen machen, was sie glücklich macht. 

Protokoll: Sylvia Galosi
Foto: Lisbeth Kovačič