Eine bessere ZukunftAugustiner:in

(Foto: Mario Lang)

Augustiner Cosmin

Ich verkaufe den Augustin im fünften ­Bezirk vor einem Hofer. Den Verkaufsplatz ­finde ich okay, denn die Menschen dort sind sehr freundlich und es gibt keine Aggressivität. Ich habe drei Jahre auf einen Augustin-Ausweis gewartet (es gibt eine Warteliste, Anm.). Davor habe ich die Straßenzeitung MO verkauft, aber mit dem Augustin läuft es ­besser. Ich bin 2017 mit meiner Frau und meinen beiden Kindern hergekommen. Die Eltern meiner Frau sind schon seit 2000 in Wien, also haben sie mir ­dabei geholfen, hier Fuß zu fassen.
Ich bin in Wien, weil ich hier Geld verdienen kann. In Rumänien gibt es fast keine Arbeit. Dort habe ich im Holzlager meiner Eltern gearbeitet, aber man verdient mit dem Job fast gar nichts. In Bezug auf Jobs habe ich keine hohen Ansprüche. Ich arbeite das, was man von mir verlangt. Nur ist es schwer für mich zu kommunizieren, weil ich die Sprache nicht verstehe. Ich habe auch bei Uber gearbeitet und bei einem Gemüsehändler. Das war leichter, weil diese auch ­Rumänisch ­gesprochen haben. Zwei Jahre lang habe ich beim Paketdienst GLS gearbeitet, aber bin wieder zum Straßenzeitungsverkauf zurück. Ich musste immer wieder nach Rumänien zur Familie, und als ich wieder zurückkam, waren die Stellen schon neu besetzt.
Natürlich habe ich irgendwann das Bedürfnis, meine Familie zu sehen. Für mich ist es Pflicht, alle sechs Monate hinzufahren. ­Meine Eltern und meine Geschwister leben im Süden von Rumänien. Mit dem Auto braucht man elf Stunden. In Wien fühle ich mich mehr zu Hause, weil ich hier die meiste Zeit verbringe. Eine Woche in Rumänien – das reicht gerade, um mich wieder von meinen Eltern zu verabschieden. Ich habe mich daran gewöhnt.
In meiner Freizeit gehe ich mit ­meinen Glaubensbrüdern in die ­Kirche. Wir sind alle Christen und sprechen ein paar ­Worte an Gott aus. Wir ­haben beim Westbahnhof eine ­Kirche gemietet und zahlen die ­Miete gemeinsam. Im Moment ­besuche ich ­einen Deutschkurs vom AMS, aber da ich keinen Dolmetscher habe, fällt mir die Kommunikation im Kurs sehr schwer. Auch beim Verkauf ist die Kommunikation sehr gering. Die Kund:innen schauen nur auf die Zeitung, ­geben das Geld, nehmen die Zeitung und gehen wieder. Mein Wunsch ist, mehr Geld zu verdienen, um die Familie zu erhalten, damit sie eine bessere Zukunft hat, als ich sie habe. Am wichtigsten ist mir die Gesundheit für mich und meine Familie.
PROTOKOLL: SYLVIA GALOSI
ÜBERSETZUNG: ROXANA TIPLEA
FOTO: MARIO LANG

Translate »