Eine heftige WocheDichter Innenteil

Gottfrieds Tagebuch

19. 5.

Ich lenke schon heute meine Wege in Richtung Nahversorger meines Vertrauens. Die Sonne zeigt sich verschärft ambitioniert, was im Normalfall zu guter Laune meinerseits zu führen pflegt. Heute eher weniger, da es nämlich unter anderem Katzensand zu erwerben gilt. Der wiederum wiegt 10 Kilo, ein Gewicht, das in praller Sonne nach Hause transportiert werden muss. Nach welcher Nahrung mir der Sinn steht, gilt nach wie vor als völlig ungeklärt. Ich lasse mich überraschen …

 

20. 5.

Ich bin mithilfe einer Pressekarte zu Gast bei den Danube Dragons. Die spielen aber ausnahmsweise nicht wie üblich in Stadlau, sondern am Platz des SR Donaufeld. Aber da der Mensch, im vorliegenden Fall ich, ein Gewohnheitstier ist, entere ich die vermeintlich richtige Bim und zeige mich verwundert, nachdem ich in Stadlau und nicht in Donaufeld lande. Also wieder retour. Zum Glück bin ich früh genug zu meiner Rundreise durch Transdanubien aufgebrochen. Und während ich gestern waagrecht schwitze, droht mich der heutige kühle Wind vom endlich gefundenen Sportplatz zu wehen. An diesen Wetterkapriolen ist sicher der Donald aus den USA schuld. Aber egal, ich sehe ein interessantes Match zwischen den Dragons und den Giants aus Graz, das die Steirer mit 52 : 33 für sich entscheiden. Und glücklicherweise vermochte ich den richtigen Heimweg beim ersten Versuch zu finden.

21. 5.

Dieser Herr Kurz scheint vor lauter Intrigen nicht einmal den Weg in irgendein TV-Studio zu finden. Aber ich verstehe das, immerhin müsste er dann ganz ohne Smartphone und völlig alleine die passenden Antworten finden. Warum interessiert mich das überhaupt? Vielleicht liegt es daran, dass sich mir nicht nur von mir, sondern auch von landesüblicher Ureinwohnerschaft die diversesten Fragen im Zusammenhang mit Politik gestellt werden. Warum lässt es eine Partei zu, dass sich jemand zum Alleinherrscher küren will? Das ging vor über 70 Jahren schon einmal auf schreckliche Weise schief. Warum ist die neue Parteifarbe der «neuen» Volkspartei türkis? Wäre ein dezentes Hellbraun nicht passender? Was wird uns dieses Schaulaufen eines Selbstdarstellers und seiner Entourage letztlich kosten? Und zwar nicht nur finanziell …

22. 5.

Der verhaltensoriginelle Onkel aus den USA darf endlich sein Land verlassen. Die Welt hält schon einmal prophylaktisch und kollektiv den Atem an. Es war leider nicht eruierbar, ob sich der eine oder andere Raubtierdompteur gefunden hat, um den Donald zu begleiten. Wie ich mit Schrecken vernommen habe, sei zum Beispiel der Klimawandel eine Erfindung der «fake news». Außerdem sei Herr Trump laut eigener Aussage der «Ernest Hemingway der 140 Zeichen». Da bin ich aber erschrocken, weil ich nie damit gerechnet hätte, dass Herr Trump den Namen Hemingway kennt. Aber egal, ich möchte noch ein wenig klugscheißen und behaupte hiermit, wie folgt: «Es kostet uns nicht die Welt, unseren Planeten zu retten, aber es kostet uns die Welt, ihn nicht zu retten.» Von wem das kommt, entzieht sich leider meiner Kenntnis, ich habe aber immer gefährliches Halbwissen irgendwo herumliegen und zwar analog.

23. 5.

Fröhlich dem Bett entwichen. Dann Nachrichten konsumiert. Jetzt traurig, geschockt, ratlos. 22 Menschen in Manchester von einem Selbstmordattentäter in den Tod gerissen. Und natürlich quellen die immer asozialeren Medien über von Hass-Postings. Ich muss sagen, dass ich das nur schwer aushalte, aber eine öffentliche Beileidskundgebung hat mich besonders irritiert. Frau Merkel musste ihr Beileid von einem Zettel ablesen. Tut mir leid, aber mich verwirrt so was. Oder dass der Donald der lupenreinen Diktatur Saudi-Arabien um 110 Milliarden Dollar Waffen verkauft hat und im nächsten Moment über die Terroristen schimpft – die so nebenbei auch von saudischen Quellen finanziert werden – macht das Ganze auf keinen Fall erträglicher. Bettruhe …

27. 5.

Eine heftige Woche liegt hinter mir. Am Morgen notiere ich etwas, zu Mittag schreibe ich es um, und am Abend werfe ich es weg. Mir tun Menschen leid, die für Tageszeitungen arbeiten. Und Kabarettist_innen. Das Riesenbaby von jenseits des Atlantiks redet und tut so viel Schwachsinn, dass man eine eigene «Trump-News» gründen müsste. «!§$%&!» Schlafmütze Mucki hat zuerst den Kopf und dann den Halt verloren. Was zu einem Sturz vom Tisch führte. Entwarnung! Außer ein paar Streicheleinheiten bedarf der Kater keinerlei weiterer medizinischer Maßnahmen.

28. 5.

Wenn ich nachdenke, dann großteils zum Ortstarif, also analog. Im Kopf. Manchmal zeige ich mich jedoch vermehrt verwirrt, ob der mentalen Inkontinenz, die so um sich greift. Nach einer Stunde Internet kann man lernen, dass der Mensch nie auf dem Mond war, oder dass die Außerirdischen schon da sind. Obwohl, wenn ich mir den Donald so ansehe … Zum Schluss noch Folgendes: «Der Mensch bringt sogar die Wüsten zum Blühen. Die einzige Wüste, die ihm noch Widerstand leistet, befindet sich in seinem Kopf!» E. Kishon