Wortspielereien im Rahmen der «Wienwoche»
Das Kunstprojekt «Nach Geschäftsschluss. Wiener Leerstandsanagramme» von Natalie Deewan besteht vordergründig aus witzigen Wortspielereien auf Hausfassaden:
Die Buchstaben von ausgedienten Reklameaufschriften werden dabei neu angeordnet, so verwandelt sich etwa eine TISCHLEREI in eine STRICHELEI. Bis aber solche künstlerische Interventionen realisiert werden können, heißt es zuerst Hausverwaltungen und -besitzer_innen dafür zu gewinnen. Danach folgen Behördenwege im Umfang eines Marathons, und schließlich ist auch noch Nachbarschaftsbeziehungsarbeit zu verrichten: «Was machen S‘ denn da!?»
Bei 70 bis 80 Adressen in Wien habe sie angefragt, erzählt Natalie Deewan auf einer exklusiv für den Augustin angebotenen Presseführung durch Meidling, und von rund zehn Prozent erhielt sie schließlich eine Erlaubnis für den Buchstabenpositionswechsel. Dann reden auch noch vier Magistratsabteilungen mit, denn Werbeaufschriften an Fassaden gehören nun mal zum öffentlichen Erscheinungsbild. «Bewilligungsgegenstand: Die bestehenden Werbebuchstaben werden in den Spruch TRUE IS TRUE umbenannt», lautet ein schönes Beispiel für Amtsdeutsch, das im Zuge des Projekts «Nach Geschäftsschluss» formuliert worden ist.
Mit dieser spielerischen Sprachkunst am Bau öffnet sich auch das weite und ernste Feld Immobilienentwicklung, denn ausgediente Reklameschilder locken nicht nur Künstler_innen, sondern auch Menschen, die sich eine goldene Nase verdienen möchten, an. Einige Hausbesitzer_innen hätten davon Natalie Deewan erzählt und erbaten sich Diskretion, um nicht Spekulant_innen auf den Plan zu rufen.
Rundgänge mit der Künstlerin:
26. 9. Meidling, 27. 9. Josefstadt und Ottakring, 28. 9. Alsergrund und Brigittenau, Start jeweils um 17 Uhr, Anmeldung unter: heterotypia.net/leerstandsanagramme