«Einer für alle – alle für einen»tun & lassen

Keine Fragen an die Vorsitzenden

Getreu dem Motto der letzten Raiffeisen-Serie, «Allein machen sie dich ein», besuchte ich vor kurzem eine spannende und erkenntniserweiternde Theaterperformance der Rabtaldirndln: die Generalversammlung der Genossenschaft «Einkochen».Bereits am Eingang werde ich von adrett gekleideten Damen mit hochgesteckten Haaren empfangen. Alles ist sehr professionell organisiert. Nach Überprüfung der gültigen Mitgliedschaft werde ich von einer der Damen in den festlich dekorierten Veranstaltungssaal geleitet. Noch sind die letzten Vorbereitungen im Gange, aber bald schon ertönt festliche, ja, pompöse Musik. Die Besucher_innen der Veranstaltung sind freudig erregt. Auf einem Videoschirm werden wir herzlich willkommen geheißen, die Veranstaltung kann beginnen. Die Vorsitzende begrüßt die Anwesenden, dankt den vielen Menschen aus Politik und Wirtschaft, die dieses große Event ermöglicht haben und erklärt zu Beginn die grundlegenden Eigenschaften der Genossenschaft. Sie bezwecken zuallererst die wirtschaftliche Förderung ihrer Mitglieder. Professionelles Wirtschaften schafft die nötige Grundlage für die nachhaltige Erbringung von Förderleistungen. In der Geschäftsbeziehung zu ihren Mitgliedern stellt «Einkochen» jedoch den Nutzen des Mitgliedes und nicht die Maximierung ihres eigenen Profits in den Vordergrund.

Das Geschäftsmodell ist so einfach wie praktikabel. Die Sache funktioniert so: Die Genossenschafter_innen geben kleine Anteile an die Genossenschaften ab, deren Angestellte veredeln diese Beiträge und vermarkten sie gewinnbringend. Der Gewinn wird – ganz im Sinne des genossenschaftlichen Förderauftrages – an die Mitglieder ausgeschüttet; selbstverständlich unter Abzug eines Anteils, der bei den Genossenschaften selbst verbleibt. Diese bilden eine Wertegemeinschaft von Menschen, die sich der Verantwortung für ihr jeweiliges Marktgebiet bewusst sind – eine gelebte Philosophie, die den Schutz und die Förderung des Individuums und seines regionalen Lebensraumes zum Ziel hat.

Dann wird kurz, aber sehr anschaulich und unter Zuhilfenahme multimedialer Effekte die Geschichte der Genossenschaft vorgestellt, aber auch die vielen Produzent_innen, die für das Wohl der Genossenschaft und somit ihrer Mitglieder zusammenarbeiten. Es ist diese Verbundenheit zum Land und den Leuten, die den wirtschaftlichen Erfolg überhaupt erst notwendig macht. Dies wird auch bei den vielen Verweisen auf die entbehrungsreiche Lebensgeschichte der Genossenschaftsgründerin überdeutlich.

Die tiefe Verbundenheit von «Einkochen» mit den Menschen gewinnt angesichts der Globalisierung eine neue Dimension: Nicht Anonymität, sondern Persönlichkeit, nicht das Bestreben, alles zu vereinheitlichen, sondern das Eingehen auf die Menschen mit ihren spezifischen und vielfach auch regionsbedingten Bedürfnissen prägen das Denken von «Einkochen». Vertrauen, höchst kompetente individuelle Beratung und nachhaltige Sicherheit im Gegensatz zu kurzfristiger Gewinnmaximierung um jeden Preis zeichnen die Denkweise von «Einkochen» aus.

Anschließend geht es zum oft trockensten Teil der Versammlung über, zum Bericht der Bilanz. Aber damit bei so viel Zahlen nicht die Fadesse um sich greift, erfreuen wir uns gleichzeitig an einer gelungenen erotisch-sinnlichen Tanzeinlage des Assistenten der Vorsitzenden. Aber auch ein am Tische der Vorsitzenden anwesender bekannter Schriftsteller lockert mit seinen schrägen, aber doch bodenständigen Gedichten und Geschichten die Generalversammlung immer wieder auf. Darüber hinaus ist die gesamte Veranstaltung von Abstimmungen zu unterschiedlichen Themen geprägt. Dies unterstreicht den demokratischen und gemeinschaftlichen Charakter unserer Vereinigung.

Die Genossenschaftsbewegung nach dem System «Einkochen» hat ihre Wurzel im Gedanken der christlichen Solidarität. Ziel ist die gemeinschaftliche Selbsthilfe nach dem Leitmotiv: «Einer für alle – alle für einen».

Zum Abschluss wird den Genossenschafter_innen, ebenfalls nach demokratischem Beschluss, noch der Vorgang der oben bereits angesprochenen Veredelung der Genossenschaftseinlagen «live» dargeboten, was einen überaus stimmungsvollen Ausklang der Veranstaltung ermöglicht. Sogar die Tageszeitung «Der Standard» schreibt: «Bis zum Höhepunkt, dem denkwürdigen Veredelungsprozess, bietet die Konferenz reiches Anschauungsmaterial …» Nachdem seitens der Genossenschafter_innen keine Fragen an die Vorsitzenden gestellt wurden, wurde die Generalversammlung für beendet erklärt. Es war ein rundum gelungener Abend, und er gab Kraft für den langen Weg, der vor uns liegt. Möge er, wie von Rio Reiser prophezeit, Schritt für Schritt ins Paradies führen!

PS: Detaillierte Informationen zu diesem Ereignis finden sich unter http://www.brut-wien.at/programm/detail/1005/de/ und http://dierabtaldirndln.wordpress.com/2009/12/08/links/

PPS: Die kursiv gesetzten Teile sind Originalzitate von www.raiffeisen.at bzw. www.raiffeisenverband.at, bei denen «Raiffeisen» durch «Einkochen» ersetzt wurde.