eingSCHENKt: Wie wird man reich?tun & lassen

Manche reden gerne über die Kürzung der Mindestsicherung – das betrifft die ärmsten 3 Prozent der Bevölkerung –, vielleicht auch, um über den Anstieg von Vermögen bei den reichsten 3 Prozent zu schweigen.Viele haben wenig und wenige haben viel. Die reichsten 10 % der Österreicher_innen besitzen knapp 69 % des Gesamtvermögens. Die ärmsten 50 % besitzen nur 2,2 % des Vermögens. Weltweit ist die Tendenz noch eindrücklicher. Die 62 reichsten Menschen der Welt, 53 davon Männer, besitzen inzwischen genau so viel wie die gesamte ärmere Hälfte der Weltbevölkerung.

Mit Blick auf den Globus räumt der ehemalige Chefökonom der Weltbank, Branko Milanović, mit dem Gerücht auf, dass Leistung der zentrale Faktor für Reichtum sei: Bereits bei meiner Geburt wird darüber entschieden, wie viel Geld ich einmal verdienen werde. Zwei Faktoren sind entscheidend: meine Staatsangehörigkeit und das Einkommen meiner Eltern. Diese beiden Faktoren bestimmen über 80 Prozent des Einkommens eines Menschen. Und die restlichen 20 Prozent können die Menschen auch nicht (oder kaum) beeinflussen: Geschlecht, Alter, Hautfarbe, Glück. Es bleiben dann noch Faktoren wie Anstrengung und Fleiß. Aber deren Einfluss auf meine Position in der globalen Einkommensverteilung ist gering, so Milanović.

In den Ländern wie Österreich sind die Bedingungen besser, sodass für einen großen Teil der Bevölkerung ein kleiner Wohlstand entsteht: Löhne und Sozialstaat machen es möglich. Aber auch hier wird man durch Arbeit nicht reich.

• Die Möglichkeit, in Österreich Vermögen anzuhäufen, hängt vom jeweiligen Einkommen und der Sparquote ab. Nur wer überdurchschnittlich gut verdient, kann einen Teil auf die Seite legen. Problematisch ist dabei, dass die Lohneinkommen seit Jahrzehnten hinter der Produktivitätsentwicklung zurückbleiben: Die Reallöhne sind zwischen 2000 und 2013 im Schnitt um nur 0,3 % pro Jahr gestiegen. Auch die Sparquote ist im Sinken begriffen: Lag sie 2007 noch bei 11,6 %, fiel sie bis Anfang 2014 auf 6,1 %.

• Ihr Geld «für sich arbeiten lassen» können nur die reichsten 5 % der Haushalte – sie verfügen bereits über so viel Vermögen, dass dessen Rendite einen nennenswerten Beitrag zum Haushaltseinkommen leistet. Das reichste Prozent kann sich zum Beispiel über monatliche Einnahmen von rund 8000 Euro aus Kapitaleinkommen freuen und verdient alleine damit jährlich rund 100.000 Euro.

• Reiche erben sowohl mehr als auch öfter. Während von den ärmeren 40 % der Haushalte nur gute 10 % eine Erbschaft mit circa 15.000 Euro erwarten können, erbt das reichere Zehntel mit einer Wahrscheinlichkeit von etwa 75 % und einem Durchschnittswert von 310.000 Euro. Bei einem mittleren Haushaltseinkommen von 32.843 Euro pro Jahr und der aktuellen Sparquote von 6,1 % würde es 155 Jahre dauern, bis so eine Erbschaft erarbeitet ist. Erben macht also nur jene reich, die es ohnehin schon sind.

Um die soziale Schere samt ihren negativen Folgen zu verkleinern, sollten wir die Ärmsten im Land unterstützen und entlasten, den Reichsten aber einen Beitrag zum Wohl aller abverlangen – besonders auch für Initiativen für die stark verunsicherte untere Mitte. Werden mich Beiträge der obersten 5 % betreffen? Sehr unwahrscheinlich: Check www.binichreich.at