Elfriede Jelinek zu ihrer Internet-LiteraturArtistin

Bibliotick

Seit sie vor zehn Jahren den Nobelpreis gewonnen hat, veröffentlicht Elfriede Jelinek ihre Literatur nur noch auf ihrer Homepage. Das Hauptwerk ist der Roman „Neid», der seit 2007 im Internet entsteht. Aus Anlass des Kongresses Literatur digital hat Ingo Niermann mit ihr ein Interview geführt, in dem sie sich erstmals ausführlich zum digitalen Schreiben und Verlegen äußert. Niermann ist einer der Initiator_innen von «Fiktion.cc», einem Modellprojekt deutsch- und englischsprachiger Autoren, das die sich durch die Digitalisierung eröffnenden Chancen für die Wahrnehmung und Verbreitung anspruchsvoller Literatur weiterzuentwickeln sucht. «Fiktion»-Literatur wird kostenlos digital angeboten.

Eine der Fragen an Jelinek: Wie sich ihr Schreiben durch den Computer verändert hat. Ein wesentlicher Aspekt sei die Erleichterung der Arbeit, sagt Jelinek: «Ich habe ja früher jede Seite, auf der ich nur ein, zwei Korrekturen gemacht habe, noch einmal ganz abgetippt, damit ich das Ganze sehe, wie es dann auch im Buch aussieht. Es ist fast so, als wäre der Computer für meine Arbeitsweise erfunden, denn ich schreibe ja sehr schnell, aufgrund einer inneren Unruhe, die kaum duldet, dass ich beim Schreiben auch nur kurz unterbreche. Da schreibe ich dann oft auch sinnloses Zeug, das ich später wieder lösche. Es ist eigentlich ein mechanischer Vorgang, aber einer, der keine Mühe macht. Ich brauche das, dass es so leicht geht; und dann schreibe ich das Ganze immer wieder um, und dem kommt der Computer natürlich sehr entgegen. Man kann etwas spurlos verschwinden lassen und etwas anderes an dessen Stelle setzen. Man fühlt sich dabei wie ein Gott, der etwas erschaffen kann und es wieder wegräumt, im selben Arbeitsgang.»

Ob sie sich vorstellen könne, interaktiv oder an einem Hypertext zu arbeiten, fragt Niermann weiter. Elfriede Jelinek: «Nein, da bin ich vielleicht schon zu alt, keine Ahnung. Obwohl am Theater meine Generation es war, die das Interaktive zwischen Bühne und Publikum sozusagen eingeführt hat. Ich habe damals viele Aktionen gemacht. Aber formal experimentiere ich im und mit dem Netz nicht. Es wäre aber sicher reizvoll.»

R.S.

Das komplette Interview ist nachzulesen auf: http://fiktion.cc/elfriede-jelinek/