Enten schleudern, Fischer ärgerntun & lassen

Raiffeisen hat überall die Hand drinnen - Aspekte der Raiffeisendominanz (Teil 14)

In der Stadt der Kinderverzahrer und Taubenvergifter haben die Entenvertilger ebenfalls ein leichtes Leben. Was das mit Raiffeisen zu tun hat? Die Raiffeisenlandesbank Niederösterreich-Wien ist gemeinsam mit der Wien Holding als Hälfteigentümer der beiden fünfmal täglich zwischen Wien und Bratislava (zum Normalpreis von 29 bzw. 31 Euro) verkehrenden Twin City Liner letztverantwortlich dafür, dass diese Schnellkatamarane die Fischbrut beeinträchtigen und Wildenten aus dem Donaukanal durch die Luft schleudern.Angesichts der amtsbekannten Tierliebe des Wienerherzens ist es verwunderlich, dass die Boulevardmedien sich dieses Skandals bisher praktisch nicht angenommen haben. Lediglich in der Sauregurkenzeit des Vorjahrs ging «der.Standard.at» in einer Reportage über das Fischen im Donaukanal nebenbei auf das Thema ein. Wörtlich hieß es: «Ein Dorn im Auge ist vielen Fischern der Twin City Liner, der Passagiere von Wien nach Bratislava und retour transportiert. Helmut Belanyecz, Vizepräsident des Kuratoriums für Fischerei und Gewässerschutz, spricht von einem großen Umweltproblem. Es sei nämlich so, dass die Twin City Liner nicht langsam genug fahren. Die Wellen schlagen ans Ufer und die Fischbrut leide unter dem Wellenschlag () Ein Frachtschiff erzeugt deutlich weniger Wellen als ein Ausflugschiff, erklärt Belanyecz. Sie fahren langsamer, um nicht so viel Sprit zu verbrauchen. Beim Twin City Liner hingegen werde auf Action gesetzt. Fischer beklagen die Problematik, und viele wollen ihre Fischerhütten in Simmering bereits verkaufen, weil nichts mehr zu fangen sei.»

Die beiden 2006 bzw. 2008 in Betrieb genommenen, für 106 Passagiere und fünf Besatzungsmitglieder ausgelegten Schiffe stammen aus Norwegen. Sie verfügen jeweils über zwei MTU-Dieselmotoren und Hamilton-Waterjets mit einer Leistung von 1440 kW bzw. 1960 Pferdestärken. Damit erreichen die Schnellkatamarane eine Spitzengeschwindigkeit von 69 und eine Reisegeschwindigkeit von 60 Stundenkilometer. Da sie offenkundig mit zu hohem Tempo durch den Donaukanal zischen, müssen Anrainer immer wieder beklagen, dass fallweise Wasservögel aus ihrem Element katapultiert werden.

Schlaue Konstruktion

Dass dagegen niemand einschreitet, mag mit der schlauen Eigentümerkonstruktion zu tun haben. Betrieben wird das Projekt von der Central Danube Region Marketing & Development GmbH. Sie befindet sich jeweils zur Hälfte im Besitz der Raiffeisenlandesbank Niederösterreich-Wien und der Wien Holding, die wiederum von der Gemeinde Wien und der SPÖ-Mehrheit in der Stadtverwaltung beherrscht wird. Als ausführendes Organ agiert die DDSG Blue Danube ebenfalls ein Unternehmen der Wien Holding. Kein Wunder, dass gegen diese beiden Konzerne kein Kraut gewachsen ist.

Kein Gehör verschaffen konnte sich jedenfalls das Kuratorium für Fischerei und Gewässerschutz, das in seinem Internetforum gegen die Twin City Liner aus der Feder des «Donaufisch» schweres Geschütz ins Treffen führt. Es macht in erster Linie folgende umweltschädigende Faktoren gegen die Schnellkatamarane geltend: starken Lärm, hohe CO-Emission, starke Bug- und Heckwellen (bis zu drei Mal so hoch wie im normalen Schiffsverkehr), starker Wasserdruck in seichten Uferzonen, starker Wassersog beim Vorbeifahren und starke Wassertrübung in Uferzonen.

Weiter wird angemerkt, dass die «Geschädigten» des Twin City Liners alle Fische und Ufervögel des Nationalparks Donauauen sind. Dennoch schweigen die Nationalparkleitung sowie Bund, Wien und Niederösterreich als Gesellschafter zu dem Skandal, obwohl sie laut Nationalparkgesetz 1997 (Artikel III) für die Abwehr von Schäden für die Tier- und Pflanzenwelt verantwortlich sind. Die Zulassung der Schiffe erfolgte übrigens nach dem Schifffahrtsgesetz 1997, das im Gegensatz zum § 57a Verkehrsgesetz (Pickerl) keine Umweltverträglichkeitsprüfung vorsieht. Da ÖVP und SPÖ Herr im Haus Ostösterreich sind, haben ihre Klienten und Gönner sich daran gewöhnt zu agieren, wie es ihnen gefällt.

Es fragt sich, ob es auf Dauer für Raiffeisen genügt, nach Mariazell zu wallfahren, für den Steffl Geld zu keilen und Hermann Maier zu sponsern, um in den Augen der Öffentlichkeit eine weiße Weste zu behalten. Wie wär es, wenn künftig die nunmehr an der Wiener Stadtregierung beteiligten Grünen für ökologische Korrektheit sorgten?