Erdöl macht das Leben teuertun & lassen

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313.000 Menschen im Land können es sich nicht leisten, die Wohnung angemessen warm zu halten. Das sind vier Prozent der Wohnbevölkerung. Wenn keine Maßnahmen ergriffen werden, wird diese Zahl im nächsten Jahr auf eine halbe Million Menschen ansteigen. Die Heiz- und Wohnkosten machen bei Haushalten mit weniger als 900 Euro bereits 36 Prozent des monatlich verfügbaren Gesamtbudgets aus. Je weiter das Einkommen sinkt, desto höher der Anteil.Einer der zentralen Ursachen hinter der Teuerung ist der gestiegene Ölpreis, der sich auf viele Produkte in der Wertschöpfungskette auswirkt. Erdöl macht das Leben teuer. Die Vorräte werden in diesem Jahrhundert auslaufen, gleichzeitig steigt die Nachfrage durch die aufstrebenden Industrienationen China und Indien. Weniger Angebot bei mehr Nachfrage lässt die Preise steigen. Auch wird die Förderung der verbliebenen Ölsande teurer. Und die ständigen Kriege rund ums Öl führen zu höchst unsicheren Preisbildungen. Langfristig wird Öl nicht mehr billiger werden.

Leute mit wenig Geld sitzen in der Energiearmutsfalle, da das untere Einkommensfünftel kein Kapital hat, um Investitionen zum Ausstieg aus teurer fossiler Energie zu tätigen. Um Menschen an der Armutsgrenze zu entlasten, müssen die Betroffenen beim Umstieg auf nachhaltige und auf Dauer günstigere Energieformen sowie bei Maßnahmen für einen geringen Energieverbrauch und leistbaren öffentlichen Verkehr unterstützt werden.

Kurzfristig heißt das, den Heizkostenzuschuss in eine echte Grundsicherung zu integrieren, österreichweit zu vereinheitlichen und mit Investitionen in Energiesparmaßnahmen zu verbinden. Dazu braucht es eine niederschwellige Energieberatung, die alle nicht nur die Mittelschichten erreicht. Es geht dabei um den Austausch von Ölheizungen, der Installierung von thermischen Solaranlagen, den Anschluss an Fernwärmenetze und Hilfe bei Wärmedämmungsmaßnahmen.

Mittelfristig muss die Wohnbauförderung stärker ökologisiert und Subjektförderung zugelassen werden. „Contracting“ soll für sozial Benachteiligte nutzbar gemacht werden. In einem groß angelegten Programm müssen Sanierungsmaßnahmen in allen Sozial- und Gemeindebauten Österreichs erfolgen, kombiniert mit energieunabhängigen Wohnblöcken bzw. Siedlungen. Und nicht zuletzt: Der öffentliche Verkehr ist viel zu teuer für einkommensschwache Bevölkerungsgruppen. Öffis müssen für alle leistbar werden.

Nur Achtung: Niemand ist arm wegen der Heizkosten, die Gründe der Armutsproduktion liegen in der Wirtschafts-, Steuer-, Bildungs- und Beschäftigungspolitik. Auch verbrauchen die Reicheren insgesamt viel mehr Energie und Ressourcen. Bei den Armen mit Nachhaltigkeit zu beginnen, wäre dann zynisch. Energiekosten sind aber trotzdem ein massives Problem, wenn man kein Geld hat.

Es geht darum, eine Win-Win-Situation herbeizuführen: Kostensparen bei Energie hilft den Armen und der Umwelt. Denn die Teuerung ist kein Schicksal. Gemeinsam handeln gegen Armut und Klimawandel zahlt sich aus.