Erinnerungen an die Fotografin Madame D’OraArtistin

Sachbuch

Wenn sich die Autorin Eva Geber auf Spurensuche begibt, können Leser_innen ungewöhnliche Entdeckungen machen. In den letzten Jahren beschäftigte sie sich mit den Tagebüchern und Briefen der Fotografin ­Madame D’Ora, mit Geburtsnamen Dora Kallmus. Aus einer jüdisch-bürgerlichen Familie stammend, arbeitete sie zunächst in einem Fotoatelier in Wien und übersiedelte 1925 nach Paris, wo sie ihr eigenes Studio eröffnete. Als gefragte Fotografin, die von Gustav Klimt bis Josephine Baker Persönlichkeiten der Kunst- und Modewelt in Szene setzte, erlangte sie Berühmtheit. Nach dem Einmarsch der Deutschen Wehrmacht 1940 floh sie in ein Bergdorf im südlichen, nicht-besetzten Landesteil Frankreichs. Eva Geber hob die Tagebücher, kontextualisierte sie und zeigt eine Frau im Spannungsfeld der ihr wohltuenden Abgeschiedenheit, dem Bangen um das Leben ihrer Schwester in ­Österreich und ihrem Status als Künstlerin. Im Verlauf des Buches werden Facetten und Veränderungen im Leben von Madame D’Ora anhand von Dokumenten, Briefen und Fotografien kunstvoll in Szene gesetzt. Gezeigt werden auch Serien von Kriegsflüchtlingen und Aufnahmen in französischen Schlachtbetrieben, und wir sehen eine Künstlerin, die um ihre Unabhängigkeit ringt und deren Ruhm mit der Zeit schwindet.

Eva Geber: Madame D’Ora – Tagebücher aus dem Exil
Mandelbaum Verlag, 2022
254 Seiten, 24 Euro

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