Augustinerin Elena Copaci
Ich verkaufe den Augustin seit einigen Jahren vor einem Hofer in der Schüttaustraße in Klosterneuburg. Vorher habe ich andere Straßenzeitungen verkauft, aber bei meinem ersten Verkaufsplatz wurde ich mit einem Messer bedroht. Weil ich Angst hatte, war ich dann längere Zeit nicht mehr dort und habe später mit dem Augustin-Verkaufen angefangen, weil ich das seriöser finde. Die Kommunikation mit den Hofer-Mitarbeitenden ist sehr gut. Sie haben mich akzeptiert, und die Leute dort sind mir ans Herz gewachsen. Im Geschäft gibt es zwei Frauen aus Rumänien und mit denen quatsche ich oft über Gott und die Welt. Ich persönlich möchte nicht jeden Tag verkaufen, weil ich Probleme mit der Wirbelsäule und den Beinen habe. Ich kann nicht lange stehen und muss mich gut vor der Sonne schützen.
Wenn ich nicht Augustin verkaufe, bleibe ich zu Hause, räume auf, koche, gehe einkaufen oder spazieren. Am liebsten auf Märkten und bei der Thaliastraße. Dort ist es sehr günstig und es sind viele Rumän:innen unterwegs, mit denen ich ins Gespräch kommen kann. Es ist schön, die Sprache zu hören, und macht einfach Spaß. Ansonsten ist es schwierig, mit Leuten in Kontakt zu kommen. Es gibt leider Personen, die diese Zeitung nicht akzeptieren und sich rassistisch äußern. Ich verstehe das nicht! Warum sollte der Augustin eine Mafia sein? Ich klaue ja die Zeitungen nicht. Die meisten von uns haben einen festen Verkaufsplatz und verkaufen ganz normal. Schon seit einigen Jahren bin ich hier, viele Leute kennen mich eigentlich. Wenn sie hören, dass ich aus Rumänien bin, verändert sich sofort die Mimik und manche wollen absolut keine Zeitungen mehr kaufen. Ich kann das nicht nachvollziehen. Wir sind auch Menschen, keine Tiere. Aber es gibt zum Glück auch einige wenige Menschen, die sich einmischen und etwas dagegen sagen. Das sind oft Kund:innen von mir, die versuchen, mich zu schützen. Sogar der Bürgermeister kommt jede Woche mit seiner Familie vorbei, fragt, wie es mir geht, und kauft die Zeitung.
Was ich mir für meine Kinder in Österreich wünsche, ist, dass sie nicht so viel Hass in Bezug auf ihre rumänische Herkunft erfahren müssen. Meine Tochter und mein Sohn sind seit der Volksschule hier und machen eine Lehre – sie in der Gastronomie, er als Schlosser. Bei Bewerbungsgesprächen ist immer die erste Frage: «Woher kommst du?» Dann weiß man schon, wie’s ausgeht. Sie wollen dich nicht mal richtig kennenlernen. Diese Marginalisierung soll ein Ende haben, denn sie nimmt einem sehr viel Energie.
PROTOKOLL: SYLVIA GALOSI
FOTO: MARIO LANG
ÜBERSETZUNG: ROXANA CRINU