Literatur
Mina und Vetko sind ein Liebespaar. Sie lernen sich in der Schule kennen, Teenies zwischen beengtem Dorfleben und Aufbruch in die weite Welt. Wie sich ihr Begehren ausformuliert, ist vielleicht ein bisserl speziell. Vetko mag, wenn er alles unter Kontrolle hat, und Mina mag, wenn sie Schmerz fühlt: «Schmerz ist, anders als Liebe, ein sehr ordentliches Gefühl.» Die Fragen, entlang derer Leona Stahlmann ihren Debütroman Der Defekt spinnt, sind: Was dürfen wir wollen? Wie weit dürfen wir gehen? Wann ist das, was wir mit unseren Körpern tun, normal? Von der Bremse über die Brennnessel bis zum Eichenprozessionsspinner begleiten wir Mina auf eine Recherchereise über ihre eigenen Bedürfnisse und wollen sie immer wieder gegen die Autorin verteidigen: Lass sie doch einfach! Das Ganze ist – obwohl Dorf, karg, hart – in Sätze verpackt, die immer einen Deut zu verwickelt, zu groß, zu un-einfach sind. Aber die Geschichte ist rund. Stahlmann erspart dieser jugendlichen Beziehung, die von kontrollierter Dominanz und Unterwerfung lebt, jeden Softpornoeffekt à la Fifty Shades of Grey. Und sie lässt Mina, das dankt ihr die Leserin, dorthin zurückkehren, wo die Bande am stärksten sind.