Es dauert manchmalArtistin

Musikarbeiter unterwegs … in ein neues Musikjahr!

Ines Dallaji hat eine Stimme, liebt und lebt Musik und macht als Bad Ida erstmals eigene. Nach der Debüt-Single dürfen wir uns auf ein im Entstehen begriffenes Album freuen.

TEXT: RAINER KRISPEL
FOTO: MARIO LANG

Eines dieser Gespräche, nachdem dringend Musik gehört werden will, nein, muss! Zuerst noch einmal You Gotta Change von Bad Ida selbst, geschrieben von Ines mit Marc Bruckner, eingespielt mit ebendiesem und Alex Lausch, umtriebig als gefragter Studio-Wizard und Musiker, mit dem Ines zusammenlebt – ein definitiv musikalischer Haushalt. Indem der aufgelegte Sound ebenso gut tut wie der Punsch – mit Schuss! – und die Geschichte davon, wie Bad Ida klingende Gestalt annahm und weiter nimmt. «People, stop telling me, what I have to do, what I have to think, how I have to live …», heißt es in You Gotta Change, dem ersten vernehmbaren musikalischen Statement der Band, die gerade erst eine wird. «Live is no weit weg», sagt die Sängerin, deren Texte zu musikalischen Entwürfen, die ihr Marc vor einiger Zeit zu schicken begann, im Zentrum der Lieder stehen, die das erste Bad-Ida-Album bilden werden, mit dem im Frühling oder Sommer zu rechnen ist. Dabei spiegelt das Material – zwei Wochen vor Weihnachten erzählt sie von vier fast fertigen Songs, sechs weitere sind im Werden – Ines’ «stilistische Anhaltspunkte», Künstler und Künstlerinnen, die sie gerne mag, Genres, die ihr als Fan und Musikhörerin nahe sind, ebenso wieder, wie sie das letzte Wort bei Arrangement und Instrumentalisierung hat und im Wortsinn mitmischt. «Da haben wir uns eh erst annähern müssen, Alex und ich», lässt die Musikerin den tatsächlichen Mix des Liedes Revue passieren und verdeutlicht so, dass sie bei jedem Aspekt ihrer Musik «hands on» ist.

Coming: Where Have You Been.

Während eines der großen Themen in der Musik gerade die Lieferengpässe und Wartezeiten beim Vinylpressen sind, weil, wieder einmal, vor allem die Unterhaltungskonzerne mit ihrem Mittelmaß und Mainstream-Schaas alles zuschei…, existiert Bad Ida bislang zum einen ganz real, als Menschen, die an Musik arbeiten, und im digitalen Raum. Wo der erste Song zu hören und das begleitende, von Heidi Fial gestaltete Video zu sehen ist, deren exquisites Trio Kontrapunk (eines der spannendsten Alben 2021!) wie geplanterweise Bad Ida bei Konkord erscheint. Es hat Hand und Fuß, wie Ines und ihre musikalischen Vertrauten und künstlerisch Assoziierten agieren. Dabei hat es etwas gedauert, bis die Tochter einer Waldviertlerin und eines Tunesiers «über das Interpretentum» hinauskam. Aufgewachsen und sozialisiert in der Gegend um Gmünd und im Umfeld der Musikschule in Heidenreichstein, die in eine entsprechende Musikszene abstrahlte, sang Ines zwar immer wieder mit Freunden (Alex und Marc kennt sie seit gut 20 Jahren …), schaffte aber zunächst nicht das für sie wichtige formelle Kriterium eines Musikstudiums, sozusagen als Basis für ein Tun, das sie so als legitim empfinden hätte können. Bad Ida ist nur einen Buchstaben von «bad idea» entfernt, was zum einen die Selbstzweifel mitschwingen lässt, die den Schritt zur eigenen Musik begleiteten, zum anderen das befreiende Moment – wenn schon, dann schon richtig, bad ist in der spannenden Musik immer gut. Dabei hat die von Bad Ida jede Menge Soul (und Rock und Blues und Folk …), deutliche, berührende Emotionen in erfrischend klarem, kräftigem Sound, und ganz offenbar geht es um etwas. Etwas, was seine Zeit brauchte, um raus zu können, raus zu wollen. Ein für Februar angekündigter zweiter Song, Where Have You Been, thematisiert eine viele Jahre zurückliegende Scheidung.

Unfailed Love Story.

Ines hat mittlerweile – nach Wien kam sie, um Arabistik zu studieren, und arbeitete sechs Jahre an der Universität, samt abgeschlossener Doktorarbeit – das Gesangsstudium im zweiten Bildungsweg abgeschlossen, unterrichtet und erledigt als Live-Bookerin zu Erwerbszwecken Musikarbeit. Nicht nur in Corona-Zeiten mit das härteste Brot in der Kulturbranche. Andererseits bei vertretenen Künstler_innen wie Anna Anderluh oder Alex Miksch zumindest ideell auf jeden Fall lohnend. Der Jänner darf schwerpunktmäßig weiter der Arbeit an Bad Ida gehören. «Über die Musik und das Englische tu ich mich leichter», umreißt sie das zwischenmenschliche und negative Erfahrungen benennende und damit greifbar machende thematische Spektrum ihrer Lieder, auf deren fertige Ausformung sich schon jetzt zu freuen ist. Diesbezüglich kann 2022 gerne kommen – it’s already on!

www.badidamusic.com