Es geht um Machttun & lassen

Leitfaden gegen sexuelle Belästigung

Du hast die letzte U-Bahn versäumt, ein alter Kumpel bietet dir an, bei ihm zu übernachten – und, weil es «doch bequemer als die Couch» ist, lädt er dich in sein Doppelbett ein. Dein Zahnarzt erzählt dir während der Behandlung wilde Geschichten aus seiner Jugend und möchte auch von dir «heiße Erlebnisse» hören. Dein Vorgesetzter bittet dich, ihn auf einer Dienstreise abends auf seinem Hotelzimmer aufzusuchen. Situationen, die gesetzlich nicht als sexuelle Belästigung gelten, in denen sich jedoch Betroffene meist nicht wohl fühlen. Der Bereich des Nicht-Wohlfühlens ist weit, individuell verschieden und fließend, aber keine «Grauzone». Das machen Sara Hassan und Juliette Sanchez-Lambert in ihrem Leitfaden Grauzonen gibt es nicht klar. Die beiden feministischen Aktivistinnen haben über das Frauen* Solidarität Netzwerk Period jede Menge Fallgeschichten gesammelt und gemeinsam mit weiteren Expert_innen analysiert. Zudem gibt es praktische Übungen, um mit Hilfe des «Red Flag Systems» übergriffiges Verhalten zu erkennen, sichtbar zu machen und zu stoppen. Der Leitfaden will aufklären, Betroffene stärken und einen Beitrag leisten, die Gesellschaft zu ändern. Denn an sexueller Belästigung sind weder Hormone noch Gene schuld, sondern die Sozialisation, es geht nicht um Sex, «sondern um Macht und Kontrolle».

Sara Hassan, Juliette Sanchez-Lambert: Grauzonen gibt es nicht. ÖGB Verlag 2020, 100 Seiten,
auch als E-Book, 10 Euro
Gratis-Download auf Englisch und Deutsch:
Periodbrussels.eu/guide

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