Es ist viel komplizierterDichter Innenteil

Illustration: Thomas Kriebaum

Gottfrieds Tagebuch im April 2023

18. 3.
Auf dem Weg zur und von der Nahversorgerin meines Vertrauens begegnen mir viele Leute. Es werden sicher auch viele Menschen dabei sein, aber das sieht oder hört man ja nicht sofort. In einem meiner diensthabenden Gehörgänge trifft ein interessanter Begriff ein: Generation Z. Nein, das sind nicht die Leute, die in einem Panzer sitzen, auf dem ein Z steht. Es ist viel komplizierter. Ich weiß leider nicht, seit wann «die Jugend» als zum Beispiel Generation X, Y, oder eben jetzt Z, bezeichnet wird. Kater Karlo kommt das Ganze spanisch vor, obwohl es hier ja auf Deutsch geschrieben steht. Also, wo waren wir? Ach ja, liebe Leute, die ihr euch das ausgedacht habt! Ich hätte da noch einen kleinen Hinweis für euch! Uns sind schlicht und ergreifend die Buchstaben ausgegangen. Also, es ist bitte Folgendes: Wie wäre es, wenn wir mit Chinesisch weitermachen? Eine durchschnittlich gebildete Person aus China beherrscht 8.000 verschiedene Schriftzeichen. Ob ich die auf meinem Heimweg schnell lernen kann? Kater Karlo kommt das Ganze spanisch vor.

22. 3.
Man glaubt es kaum, aber ich verfüge doch tatsächlich noch über ein Wörterbuch, das mir die englische Sprache erklärt. Wörterbuch? Also, wir sprechen täglich viele Wörter und diese stehen dann in solchen Büchern, die unter anderem von den Gebrüdern Grimm verfasst wurden. Heute hätte ich die Seiten beinahe zum Glühen gebracht. Konkret geht es um eine Meldung aus dem tiermedizinischen Bereich. Eine sehr interessante und auch überraschende Mitteilung aus dem Jänner 2023 erreichte nun auch mich. ­Eigentlich wenig überraschend stammt sie aus den USA. Sie liefert übrigens so nebenbei noch sinnvollen Gesprächsstoff. Kurze Zusammenfassung: Es ist also jetzt eine «Schluckimpfung für Bienenlarven» zugelassen, und das ist kein verfrühter Aprilscherz. Ich finde eher traurig, dass es solcher Maßnahmen bedarf.

3. 4.
Ich bin heute extrem aushäusig. Verhaltensforschung für Anfänger:innen. Es gibt so viele Möglichkeiten zur Beobachtung, und wie nicht anders zu erwarten, informiert mich mein Sehapparat über seltsame Menschen. Das ist mir zu allgemein und daher fordere ich weitere zweckdienliche Hinweise an. Unmittelbar nach ihrem Eintreffen wird die Sache allerdings noch mysteriöser. Es scheint so zu sein, als sähe ich Leute, die sich eine Tafel Schokolade waagrecht vor das Gesicht halten und mit dieser auch noch sprechen. Ich vergewissere mich, dass ich mich nicht am Areal des Otto-Wagner-Spitals befinde, und versuche, eine Lösung dieses Rätsels zu entdecken. Aber jetzt nähert sich mir eine dieser außerirdischen Personen und aus der Nähe kann ich ganz deutlich ein Smartphone erkennen. Leider zeigt sich immer wieder, dass an manchen Leuten ihre mobile Buschtrommel das ­Klügste ist.

11. 4.
Ein vielseitiger Unruhestifter namens Kater Karlo saust in meiner 22,08 qm großen Bleibe herum. Währenddessen begehe ich den Fehler, ein bisschen in ­digitalen Zeitungen zu stöbern. Mir will scheinen, dass eine größere Auswahl nicht zwangsläufig höhere Qualität zeitigt. Mit einer gewissen intellektuellen Grundausstattung der diversen Redaktionen sollte man doch rechnen können. Oder eben nicht. Kater Karlo wirbelt eine Spielzeug-Maus herum. Schön zu sehen!

13. 4.
Ich lungere vor dem PC herum. Dabei könnte ich ja Tagebuch schreiben und dabei wiederum Musik hören. Als Erstes nehme ich Sam Cooke mit «A Change Is Gonna Come» von 1963. Da war ich drei Jahre alt. Alter Sack!

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