Es wäre auch Boden gutzumachenvorstadt

Ambivalentes Programm bei den Viertelfestivals in Niederösterreich

Das diesjährige Viertelfestival Niederösterreich wird im Mostviertel unter dem Motto «Bodenkontakt» ausgetragen. Dabei ist es schon etwas verwunderlich, dass sich von den 57 Projekten kein einziges mit dem Thema Bodenversiegelung beschäftigt. So als bliebe das Mostviertel davon weitgehend verschont, als würden dort etwa keine Supermärkte in die Wiese gestellt werden oder keine Einfamilienhäuser wie die Schwammerln aus dem Boden schießen. Wenigstens kommt ein Bauernhof, und durchaus vielversprechend, vor. Bei der Performance Grund und Boden (14. August in Wieselburg) führen die beiden Schwestern und Tänzerinnen Agnes und Akino Distelberger durch den Hof ihrer Großmutter, um ihr Leben und ihre Arbeit als Bäuerin aufzugreifen.
Was wäre ein Mostviertler Bauernhof ohne Obstmost!? Auf einer synästhetische Fusion basiert der Abend Pyrus. So schmeckt der Mostklang (pyrus = lateinisch für Birne). Die Stadtkapelle Mank spielt am 11. September – erraten – in Mank zu Loops, die aus bei der Obstverarbeitung anfallenden Geräuschen gewonnen worden sind. Klingt nach einem gewagten Cuvée aus Blasmusik und Elektronik.
Auf das Mostviertel folgt nächstes Jahr schlüssig, weil ebenfalls flüssig, das Weinviertel-Festival. Und es sei jetzt schon erwähnt, weil bis Ende Juni noch eine Sonderausschreibung läuft. Gesucht werden Projektideen für zwei doch eher außergewöhnliche Objekte: Zum einen das alte Gemeindeamt von Groß-Schweinbarth, zum anderen das Nachtwächterhaus in Poysdorf. Es wurde auch Zeit, dass dieser urbane Immobilienverwertungsdreh oder auch -schmäh den Weg ins Rurale gefunden hat.

www.viertelfestival-noe.at

Foto: Christine Lochmann
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