Familienbetriebtun & lassen

Augustinverkäufer Elvis

Der Augustin ist für mich sozusagen ein Familienbetrieb. Meine Mutter und Schwester arbeiten schon länger hier. Wir sind nacheinander aus Rumänien nach Wien gekommen. Der Hauptgrund für mich war, dass ein Teil meiner Familie schon hier war. Österreich ist ein Land, in dem man menschlicher behandelt und nicht so viel diskriminiert wird, wie ich es aus anderen Ländern gehört habe. Ich glaube, das liegt daran, dass Wien so eine multikulturelle Stadt ist, in der viele Menschen aus unterschiedlichen Nationen zusammenkommen. Hier bin ich ein freier Mensch, was mir vielleicht eine Tür geöffnet hat. Für mich sind die Menschen, die ich kenne, schnell meine Freunde. Ich bin ein freundlicher Mensch und kommuniziere mit allen offen. Dann erkennen mich die Leute wieder; viele kenne ich seit Jahren. Für den Zeitungsverkauf muss man lange durchhalten, zehn Stunden vor dem Supermarkt stehen. Ich würde meine Verkaufsstrategie niemandem verraten, weil ich sie mir selbst beigebracht habe.
Bevor ich den Augustin verkauft habe, war ich Forstarbeiter. Da, wo ich herkomme, in Transsylvanien, gibt es viel Wald. Schon als Kind bin ich mit meinem Vater Holz machen gegangen und habe als Pferdeführer gearbeitet, um es abzutransportieren. Es war harte Arbeit, aber ich habe gut verdient. Als die Betriebe strenger geregelt wurden, habe ich meine Arbeit verloren. Man wurde nur genommen, wenn man gute Beziehungen hatte. Meine Mutter ist krank geworden, und nach der Trennung von meiner Frau, musste ich mich um mein Kind kümmern. Ich habe eine gute Beziehung zu meinen Schwestern, die sich in Rumänien um meine neun­jährige Tochter kümmern. Ich sehe sie nur alle paar Monate. Meine Familie würde ich gerne her bringen, denn ich fühle mich in Wien zuhause, aber es ist nicht so einfach, für alle eine Wohnung und einen guten Job zu finden.
Wenn ich mir eine Arbeit aussuchen könnte, wäre ich Bürgermeister. Dann würde ich Corona beenden und mehr Polizei einstellen, damit es weniger Gewalt gibt. Ich ­würde das­selbe tun, was der jetzige Bürgermeister tut, hätte einen guten Lohn und könnte schön leben. Aber eigentlich will ich so bleiben, wie ich bin. Ich habe innere Ruhe und Zufriedenheit, das kann man nicht mit Geld kaufen. Ich möchte einfach ein normales Leben führen und meiner Familie Geld ­schicken, damit es zum Leben reicht. Das ist mein Ziel. Mein Wunsch für die Zukunft ist Gesundheit, dass meine Tochter eine gute Ausbildung hat und einen netten Freund heiratet.

Protokoll: Sylvia Galosi
Foto: Mario Lang

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