Fast keine Freizeittun & lassen

Augustinverkäuferin Gabriela

Meistens gehe ich nachmittags oder abends Zeitung verkaufen oder, wenn die Kinder frei haben, auch in der Früh. Ich habe fast keine Freizeit neben dem Verkaufen, weil ich drei Kinder habe. Ich gehe immer in der Früh mit dem Jüngsten in die Schule, dann warte ich, bis die Kinder aus der Schule kommen, und koche.
Ich habe in Rumänien nicht so lange die Schule besucht. Ich bin sieben Jahre zur Schule gegangen, danach habe ich geheiratet. Deswegen habe ich mich entschieden, hierher zu kommen. Damit meine Kinder eine fremde Sprache lernen, die Schule abschließen und eine bessere Zukunft haben können. Wenn ich ein bisschen Freizeit habe, lerne ich mit ihnen gemeinsam Deutsch. Ich sage ihnen, dass sie zuhause nur Deutsch sprechen sollen, damit ich die Sprache lerne. Aber es ist eine schwierige Sprache, ich brauche mehr Zeit, um sie zu lernen.
Wir fahren vielleicht einmal im Jahr nach Rumänien, wegen der finanziellen Situation. Ich arbeite nur als Augustinverkäuferin, und deswegen kann ich es mir nicht leisten, öfter zu fahren. Die Tickets sind sehr teuer, und das Geld ist ziemlich knapp. Ich kann mir nur die Basics leisten, wie Kleidung für die Kinder. Für mich ist es nicht so wichtig, was ich trage, weil ich nur auf die Straße gehe, um die Zeitung zu verkaufen. Aber die Kinder gehen in die Schule, da ist es wichtig, wie sie aussehen.
Ich vermisse Rumänien, denn ich bin dort geboren und aufgewachsen, und die meisten Familienangehörigen sind dort. Ich komme aus einem Dorf, wo es viel Natur gibt: viele Berge, einen Fluss und einen großen Wald. Ich weiß, dass Rumänien ein sehr schönes Land ist, so wie ich mich aus meiner Kindheit erinnere. Aber ich habe es kaum bereist. Ich habe noch vier Geschwister, und das Geld war immer knapp. Deshalb freue ich mich, dass meine Kinder zumindest hier die Möglichkeit haben, das Land zu sehen. Dafür arbeite ich und versuche jeden Cent zu sparen, damit die Kinder auch mit der Schule Ausflüge machen und später davon erzählen können.
Ich würde gern zurück nach Rumänien ziehen, aber die Kinder sind wichtiger, und ich sehe, dass ihre Zukunft in Österreich liegt. Ich finde Österreich wunderschön. Hier habe ich alles, was ich brauche, besonders für die Kinder. Ich habe erst in Österreich die Großzügigkeit der Menschen erfahren, und bis auf die Schwierigkeiten mit der Sprache geht es mir hier ganz gut. Ich wünsche mir ganz stark, dass die Kinder gesund bleiben und einen guten Job finden. Und Gesundheit für mich, für meine Familie, für alle Menschen.

Protokoll: Sylvia Galosi
Foto: Mario Lang