Fast schon etwas Einzigartigestun & lassen

Augustiner Sebastian Reiner

Vor meiner Arbeit im Sozialbereich habe ich Germanistik studiert. Lite­ratur kann auf eine sehr spezielle Art und Weise Welten eröffnen. ­Gerade in einer Zeit, in einer Welt, in der viele proble­matische Sachen passieren, kann es sehr hilfreich sein, sich quasi andere Welten zu erlesen. Gleichzeitig kann Literatur ­Zustände beschreiben, auf die sonst eher nicht so hingeschaut wird. Ich finde es immer spannend, wenn Literatur ihr kritisches Potenzial entfaltet.
Ein paar Jahre habe ich bei einem sehr coolen, kleinen Wiener Literaturverlag gearbeitet, bei der Edition Atelier. Ich habe dann vom Kulturbereich in den Sozialbereich gewechselt; beides sehr wichtige Bereiche, beide sehr unterfinanziert. Eine Sache von vielen, die mich an der Sozialen Arbeit so fasziniert, ist der Kontakt mit Menschen außerhalb der ­eigenen Filterblase, also dass man Leute kennenlernt, die man sonst nicht kennenlernen würde oder nicht so leicht, wodurch man ganz andere Perspektiven aufs Leben kriegt.
Auf der FH Campus Wien studiere ich berufsbegleitend Soziale Arbeit, ich arbeite in einer Einrichtung der Wohnungslosenhilfe im Bereich ­Betreutes Wohnen und bin sehr happy mit meinem Arbeitsfeld und meinem Team. Abends habe ich meist FH, was zwar spannend und nicht zuletzt auch dank meiner Studienkolleg:innen sehr bereichernd ist, aber alles zusammen eben auch sehr zeit­intensiv. Beim Augustin ­mache ich seit Dezember 2023 ein Praktikum im Vertrieb/­Soziale ­Arbeit, es geht noch bis in den Mai dieses Jahres. Da ich seit 2005 in Wien lebe, mit einer Unterbrechung, als ich den Zivildienst gemacht habe, kenne und schätze ich auch den ­Augustin schon lange. Ich finde, beim Augustin wird richtig gute Arbeit gemacht, sowohl in der Redaktion als auch im Vertrieb bzw. in der Sozialen Arbeit. Der unabhängige Status des Projekts und die basisdemokratische Organisation sind darüber hinaus fast schon etwas Einzigartiges in Wien.
Meinen Studienabschluss mache ich im Juni nächstes Jahr. Wie es dann weitergeht, ist aus jetziger Sicht noch ein bisschen offen. Beruflich kann ich mir auf jeden Fall vorstellen, in der Wohnungslosenhilfe zu bleiben. Viel Freizeit habe ich derzeit nicht, aber es ist o. k. einstweilen, weil ja ein Ende dieser ganz intensiven Zeit abzusehen ist. Privat freue ich mich auf einen längeren Urlaub. Und einfach wieder mehr Zeit zu haben. Für Brettspielabende, Ausflüge und allgemein mehr spontane Aktivitäten.

Protokoll: Jenny Legenstein

Foto: Mario Lang

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