Nachruf: Boban Pajković (1956–2021)
Der Boxsport und das Projekt Augustin sind für Boban Pajković zwei wichtige Wegbegleiter gewesen. Im Alter von 15 Jahren hat er mit dem Boxen begonnen und übte den Faustkampf aus, solange es seine Gesundheit zuließ. Im Boxsport hat es Boban nicht ganz an die Spitze geschafft, anders als sein älterer Bruder Jovan, der 1968 bei den Olympischen Spielen für Jugoslawien in den Ring gestiegen ist. Doch es gibt eine einschlägige Rangliste, die Boban aller Voraussicht nach bis in alle Ewigkeit anführen wird: das Ranking der Anzahl der Anrufe in unserem Vertriebsbüro. Selbst in den Jahren, als er seiner Tochter nach Deutschland folgte, klingelte regelmäßig das Telefon, so groß war die Sehnsucht nach den Sozialarbeiter_innen des Augustin gewesen.
Aufgewachsen ist Boban in Serbien und als Zehn- oder Elfjähriger nach Wien gekommen. Beim Augustin hat er 2004 angedockt. Als er 2016 in dieser Straßenzeitung porträtiert wurde, gab er folgende Bemerkungen von sich: «Wo immer ich stehe, kommt mir vor, verkauf ich nichts. Es ist egal, wo. Der Andi vom Vertrieb sagt vor kurzem zu mir: ‹Im 16. ist was frei.› Gestern war ich im 16. – nichts. Vorher war ich bei der Kettenbrückengasse. Da ist die Polizei gekommen: ‹Ausweis!› Ich zeig ihn her. ‹Passt! Kein Problem. Weiter.›» Lediglich im Café Ritter, Mariahilfer Straße, habe er «ohne Schwierigkeiten» verkaufen können. Vielleicht hat es in diesem Café geklappt, weil Boban von Beruf Kellner gewesen ist.
Mitte November musste Boban Pajković nach langer schwerer Krankheit aus dem Ring des Lebens steigen. Wir werden sein mit einem freundlichen Lächeln begleitetes Klopfen ans Fenster, wenn er wieder einmal viel zu früh bei uns eintraf, vermissen.