Faymanns Taktiktun & lassen

Bad Banks, Bankster und die großen Emotionen. Ein Dramolett

Der Verhandlungstaktik der Regierung ist es zu verdanken, dass die Banken nichts, die Steuerzahler_innen alles für die Abwicklung der Hypo bezahlen. Sie gleichen damit die Unsummen aus, die Haiders Prestigeprojekte in Kärnten und diverse Monsterprojekte Südosteuropas verschlangen. Christoph Moser hat für den Augustin eine Unterbrechung der harten Verhandlungen zwischen Regierung und Banken begleitet und uns folgenden Beitrag geschickt:

 

Fotos: Die Piraten – «Bis auf das letzte Hemd»: Aktivisten der neuen Wahlallianz «Europa anders» protestieren gegen die Abwicklung der Hypo auf Kosten der Bevölkerung.

Will man Banken ein paar Milliarden Euro aufs Aug drücken, empfiehlt es sich einige unschlagbare Argumente im Köcher zu haben, um bei den Verhandlungen nicht wie ein Schulerbub von den Bankdirektoren zusammeng’schissen zu werden.

Unsere Regierung setzte auf eine andere, auf ihre subtile Art durch und durch geniale Taktik.

Wie knapp sie damit schon am ganz großen Gewinn dran war, erfahren wir durch das folgende, vertrauliche, aber abgelauschte Gespräch leider erst jetzt.

So anders hätte dieser Verhandlungsmarathon doch enden können, hätte unsere tapfere Regierungsspitze früher davon Wind bekommen.

Zu spät ist es nun, um die Schuldenlast noch auf mehrere Rücken zu verteilen, aber nicht zu spät, um die Verhandlungstaktik der Regierung zu erkennen und zu bewundern.

Zumindest diese kleine Freude sollte dem Steuerzahler, der Steuerzahlerin nicht vorenthalten werden. Auf dass er und sie nun zufrieden zahlten und ihre Regierung weiter hündisch huldigten!

*

Ein Banker steht vor dem Spiegel der Männertoilette. Er stützt sich mit beiden Händen an der Waschmuschel ab und starrt völlig erledigt in den Spiegel. Nach ein paar Sekunden stürzt ein zweiter Banker herein. Er schlägt hastig die Tür hinter sich zu und lehnt sich erschöpft an die Wand. Nach ein paar tiefen Atemzügen keucht er dem anderen Banker zu:

Banker 1: Ich bin schon zu alt dafür. Ehrlich, ich halt‘ das nicht mehr aus.

Banker 2: Schau mich an. Ich bin zehn Jahre jünger. Und …

… er streckt beide Arme dem anderen entgegen – beide Hände zittern heftig …

das hat nix mit’n Alter zu tun. Das, was da grad passiert is, war einfach echt arg!

Banker 1: Wie die uns in die Mangel genommen haben … irgendwie hört sich da der Spaß auf. Ich frag mich wirklich, warum ich mir das noch antu. Wegen dem Geld sicher nicht. Das steht einfach nicht mehr dafür! … Oh mein Gott! Wenn ich nur dran denk. (Er wird von einem heftigem Weinkrampf übermannt.)

Banker 2: Ja, ist schon gut! Lass es raus, lass es raus …

Banker 1: (zwischen heftigem Schluchzen): Es … es … es … ist so unfair. Was … was … haben wir … warum glauben die … dass sie … dass sie … SO mit uns umspringen können! Das war ja … das war ja…reinste Erpressung war das …

(Wieder beutelt ihn ein heftiger Weinkrampf.)

Banker 2: (klopft dem anderen freundschaftlich auf die Schulter) Mein Lieber, mein Lieber! Wird schon wieder gut.

Banker 1: (leise wimmernd) Nix wird wieder gut! Hast den Spindelegger g’sehn? Hast g’sehn, wie der g’schaut hat? … Hergott hilf! So traurig war er!

Banker 2: (starrt erschütternd sich erinnernd ins Leere) Und wie enttäuscht er von uns war! Wie ich ihm g’sagt haben, dass wir doch lieber nix zahlen wollen. Da is sein G’sicht richtig verfallen. Verstehst? Wie wenn’s zerbröckeln tät … vor Enttäuschung zerbröckeln … kein schöner Anblick … gar nicht schön … tief ins Herz trifft einen das … so richtig tief …

(Er schüttelt langsam den Kopf, dann seufzt er laut auf, und eine dicke Träne löst sich träge vom Augenwinkel.)

Banker 1: Und erst der Faymann! Als er mir den einen Blick zug’worfen hat! So böse … so vorwurfsvoll … ich sag es dir jetzt ganz ehrlich … ein paar Sekunden länger und ich wär‘ schwach g’worden, und mei‘ Bank hätt‘ ihm alles gezahlt. Alles! Sogar sein‘ Kaffee und sei‘ Mineral!

Banker 2: Du, mir ist es genauso gangen! Der Blick, sei G’sicht … der Blick in sein G’sicht … (Er drückt den anderen von sich und starrt in den Spiegel. Dann, mit leerer Stimme:) Nie mehr werd‘ ich das vergessen. So hat er g’schaut. (Er macht ein böses Gesicht und schüttelt den Kopf) Nur viel ärger.»

Banker 1: Viel ärger … Und der Spindlegger – so traurig haben seine Augerl mich ang’schaut … (Er macht den traurigsten Gesichtsausdruck, den er zusammenbringt.)

Nur viel ärger.

Banker 2: Viel ärger.

(Sie schauen noch eine Weile in den Spiegel. Der eine mit dem traurigsten, der andere mit dem bösesten Gesicht, das geht. Beide Banker gleichzeitig:)

Nur viel ärger!

Die zwei starren noch ein paar Sekunden in den Spiegel.

Banker 2: So, die Pause is bald vorbei.

(Er zückt ein Taschentuch und hält es dem anderen an die Nase.)

Komm … fest … jaaa … brav … noch amal … braav isa!

Banker 1: Danke. So jetzt is besser.

Banker 2: Auf geht’s! Letzte Runde! Dann is‘ vorbei. So oder so. Haupt’sach vorbei!

Banker1: Glaubst, schicken’s auch die Fekter?

Banker 2: (springt ihn zu und hält ihm den Mund zu) Bei Gott halt bitte dein‘ Mund! In Gottes Namen – mal den Teufel nicht an die Wand!

(Beide verlassen die Toilettanlage. Im Hinausgehen murmelt der eine)

Banker 2: Ein Blick mit ihre unschuldig’n Rehaug’n und wir sind g’liefert. Dann gnade uns Gott!

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