Es gibt den berühmten Luxemburg-Spruch von den Fesseln, die nicht spürt, wer sich nicht rührt. Das gilt auch für ausgeprägte Formen der Demokratie: Hier geht es allen in erster Linie gut – ein bisschen Ungleichheit hier, eine kleine Exklusion dort, wer wird sich beklagen? Hauptsache, der Frieden ist gewahrt.
Diese zufriedene Trägheit anzugreifen, weil sich dahinter Ungleichheiten verstecken, die Verhältnisse zum Brodeln zu bringen, dazu ruft der vierte Durchgang des Festivals «Wienwoche» auf – unter dem Titel «Harmonija, naja …». Eingereichte Projekte sollen sich der produktiven Disharmonie widmen: Erinnerungen, über die sich scheinbar alle einig sind, werden in Frage gestellt, die Verteilung der Ressourcen, über die ein stiller Konsens herrscht, wird neu aufgerollt, die glänzende Oberfläche des Wohlstands kracht ein bisschen: «Lassen Sie sich nicht stören, stören Sie lieber selber mit.» Das muss gar nicht brutal vonstattengehen; manchmal genügt es schon, eine «unfrequently asked question» zu stellen, und alle Ordnungsliebe gerät in helle Aufruhr. Aber sehen Sie selbst!
Die teilnehmenden Projekte werden im Herbst 2015 zwei Wochen lang einer Stadtöffentlichkeit präsentiert. Projektideen können noch bis zum 25. Jänner eingereicht werden.
Infos: www.wienwoche.org