Feuer, Luft und Gatschvorstadt

Foto: © Susi Mayer

Wiener Berufung (Dezember '23)

Fünf bis acht Duftnoten sollten in ein Parfum einfließen. Zwölf bis 14 sind das Maximum: «Sonst haben Sie Gulasch. Einander überlagernde Gerüche und keiner weiß mehr, was man eigentlich riecht», erklärt Parfumeur Yogesh ­Kumar. Den Beruf des Parfumeurs per se gibt es in Österreich nicht, genauso wenig wie eine Ausbildung dazu. Zumindest wenn es nach der Gewerbeordnung geht. Das sei ein Kabarett gewesen, erinnert sich Kumar. Der heute 54-Jährige bastelte sich bereits mit 13 Jahren ein Hobbylabor, um mit Düften zu experimentieren. 1997 übersiedelte er aus Delhi nach Wien. Bis 1999 dauerte es, bis er eine Zulassung bekam. Diese wurde ihm nicht für das Herstellen von Parfums, sondern von Kosmetik ausgestellt.
Parfums von der Stange gibt es in Kumars Geschäft «Das Parfum» in der Wiener Kirchengasse nicht. In die Flasche kommt, was ihm passt. Düfte für Privatpersonen entstehen maßgeschneidert, indem Kumar am Nacken seiner Kund:innen schnuppert und dazu passend die richtigen Basis-, Herz- und Kopfnoten auswählt.
Nach den Fertigkeiten eines Parfumeurs befragt, bleibt Kumar vage: Das Kennen oder Erkennen von Ingredienzien sei keine Kunst. Emotionen, Gefühle und Geschichten zu erzählen, das seien die eigentlich wichtigen Zutaten für ein gutes Parfum. Mit den Trenddüften aus der Drogerie kann er sich nicht anfreunden, zu viel Chemie, zu viel Synthetik. Konventionelle Düfte mit ihren inszenierten Botschaften sind oft «ein Schmäh» sagt Kumar. Aber immerhin ein einträglicher. Auch Kumar stellt auf Anfrage Corporate Fragrances her. Spannender wirken da schon die individuellen Kompositionen, die Kumar auf Basis der Ayurveda-Elemente Feuer, Wasser, Erde und Luft auf Einzelpersonen abstimmt. Warnung am Ende: Man könnte wie die Autorin in der selbst diagnostizierten Sicherheit in den Laden spazieren, dass man die Elemente Feuer (Emotion) und Luft (Kreativität) verkörpert. Nur um zu hören, dass man eigentlich das Gegenteil ist: Wasser und Erde. Also Gatsch.