«Fick die Puminei»tun & lassen

Wie für Kabarett geworben wird, bestimmt die Werbewirtschaft

Martin Puntigam, österreichischer Kabarettist, is not very amused. Die Gewista, Monopolistin für Plakatwerbung in Wien, weigerte sich, das Plakat, das sein neuestes Soloprogramm «Supererde» ankündigt (siehe Foto), zu affichieren. «Wir wurden von der Gewista derart beamtshandelt, dass mir die Hände ausgegangen sind, die ich darüber über dem Kopf zusammenschlagen könnte», so Puntigam an die Adresse des Stadtrats Mailath-Pokorny.

Martin Puntigam, österreichischer Kabarettist, is not very amused. Die Gewista, Monopolistin für Plakatwerbung in Wien, weigerte sich, das Plakat, das sein neuestes Soloprogramm «Supererde» ankündigt (siehe Foto), zu affichieren. «Wir wurden von der Gewista derart beamtshandelt, dass mir die Hände ausgegangen sind, die ich darüber über dem Kopf zusammenschlagen könnte», so Puntigam an die Adresse des Stadtrats Mailath-Pokorny. Er ersuche den obersten Wiener Kulturverantwortlichen um Unterstützung: Die Künstler_innen und ihre Öffentlichkeitsarbeiter_innen sollen in Zukunft selbst entscheiden können, wie ein Kulturplakat aussieht.

 

Puntigams Agentin Ruth Oppl hat sich ebenfalls an den «Langen» gewandt (sehr verbreiteter Rufnahme des Längstdienenden aller Wiener Kulturstadträte). «Ich wende mich an Sie, da ich nicht glauben mag, dass in Österreich die Werbewirtschaft darüber entscheiden darf, wie ein Kulturplakat auszusehen hat», schreibt sie. Der von der Gewista eingeschaltete Werberat habe befunden, das Plakat verstoße «gegen die Ethik des öffentlichen Raumes».

 

Auf dieses Argument reagierte ein Branchenkollege Puntigams, Josef Hader: «Ethik im öffentlichen Raum – so was ist ja wohl lachhaft nach den letzten zehn FPÖ-Wahlkämpfen. Nachdem ich ja nicht finde, dass das «Supererde»-Plakat semantisch auf derselben Ebene steht wie ein FPÖ-Plakat, will ich das gar nicht als eine Entschuldigung à la «Wenn die, dann wir auch» missverstanden wissen.»

 

Deutlich fiel das Statement des grünen Wiener Kultursprechers Klaus Werner-Lobo aus: «Das ist ja wohl an Absurdität nicht zu überbieten: Rassistische Sprüche der FPÖ und sexistische Abbildungen der Werbe- und Konsumindustrie dürfen plakatiert werden, gleichzeitig aber wird die Gestaltungsfreiheit von Kulturplakaten mit obrigkeitsstaatlicher Borniertheit eingeschränkt. Das bedeutet nichts weniger als eine grobe Einschränkung der Freiheit der Kunst wie in autoritären Regimes, während Hetze und würdelose Geschäftemacherei toleriert werden.»

 

Die Gewista war zum «Kompromiss» bereit, die angebliche «Verunglimpfung der Polizei» durch einen schwarzen Balken über dem entsprechenden Wandspruch unsichtbar zu machen – obwohl das vom Künstler verdeckte Wort ebenso gut «Puminei» heißen könnte. Von Ruth Oppl erfuhr der Augustin vor Redaktionsschluss, dass der Kulturstadtrat den Gewista-Generaldirektor in einem Brief daran erinnert habe, dass in Wien noch immer alles, was nicht verboten sei, erlaubt sei. «Deshalb sollten die Balken wieder weg», urgierte der SPÖ-Politiker.

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