Urbane Mobilität könnte ein Recht sein, das für jede_n gilt
Gratis Öffis für alle – dafür wurde Mitte Februar zwischen Westbahnhof und Erdberg demonstriert. Die Aktion für Freifahrt in den Wiener Linien ging von Aslywerber_innen und ihren Deutschlehrer_innen aus. «Thanks in advance for helping», hat einer der Demonstrierenden auf sein Schild geschrieben. Diesen Dank geben wir zurück.
Fotos: Michael Bigus
Bewegungsfreiheit macht selbständig. Mobilität hält gesund. Binsenweisheiten. Wer zum Arzt muss, darf nicht an den Fahrtkosten scheitern. Wer die Kinder von der Schule abholt, sollte deswegen nicht am Essen sparen müssen. Und wer eine Stadt kennenlernen möchte, muss sich in ihr bewegen können. «Freifahrt für Obdachlose, Sozialhilfeempfänger_innen, Asylwerber_innen und Flüchtlinge!» ist eine alte Augustin-Forderung. Freifahrt für alle, die sich das Fahren nicht leisten können. Oder Freifahrt für alle?, weil eine Stadt sich das leisten sollte. Wie oft haben wir aufgezählt, was alles dafür spricht! Wie oft haben wir die Leistbarkeitsargumente widerlegt! Wie viele F13 haben wir in der U-Bahn verbracht! Und wie oft schlagen wir uns mit Post aus Erdberg herum, wenn wieder jemand ticketlos gefahren ist – weil die Ticketpreise einfach nicht zum Daheben sind, wenn man mit wenig Geld den Alltag bestreiten muss. Mit größter Freude sehen wir, dass jetzt mal wer anderer übernimmt: Während der Fonds Soziales Wien mit den Wiener Linien über Ermäßigungen oder Freifahrten für Leute im Asylverfahren verhandelt (und bisher mit Informationen über den Fortgang der Gespräche spart), haben neuangekommene Refugees die Sache an einem Montag Mitte Februar selbst in die Hand genommen. «Freifahrt für alle» fordern sie und hebeln damit alles Gezeter aus, Asylwerber_innen würden wieder einmal (!) bevorzugt werden. Da könnt ja jeder kommen! Dass zur nächsten Freifahrtaktion in den Wiener Linien tatsächlich jede_r kommt, bleibt zu empfehlen. Eine mobile Stadt, weniger Autos, mehr Gewusel, keine Angst vor Kontrollen usw. – Sie wissen schon. Mit Hilfe der Neuen kriegen wir das hin.