Follow the Faschotun & lassen

Sachbuch

Ein rechter Troll ist leider kein glatzköpfiges Fabelwesen, sondern eine reale Person, die im Internet Hass sät. Dass Online-Hass nicht online bleibt, ist eine alte Weisheit, die ihre traurigen Belege in Christchurch oder Halle gefunden hat. Patrick Stegemann und Sören Musyal, zwei deutsche Kommunikationswissenschaftler, widmen der «Rechten Mobilmachung» im Netz ein ganzes Buch. Darin geht es vor allem darum, wie – technisch, inhaltlich, sozial und ökonomisch – der «Infokrieg der Rechten» eigentlich funktioniert. Von wohlüberlegten Strategien rechtsradikaler Leitfiguren über die bedrohliche oder auch bemitleidenswerte Verfügbarkeit riesiger Followergemeinden bis zum Profitinteresse der Plattformen (allen voran YouTube) analysieren die Autoren den Status Quo der rechten Internetgemeinde, der teils erschreckend und bedrückend, teils einfach nur grotesk anmutet. Dafür tummeln sie sich selbst undercover in rechten Netzwerken, und wenn man auch gern den Chapeau vor ihrem tapferen Einsatz und ihrer technischen Versiertheit zieht, kommt man nicht umhin zu finden, dass der Geile-Story-Cowboy ein wenig mit ihnen durchgeht. Dennoch: Hier liegt ein absolut lesenswertes Infogramm über rechte Netz-Netzwerke vor; das hat es vorher nicht gegeben.

Patrick Stegemann,
Sören Musyal: Die rechte Mobilmachung. Wie radikale Netzaktivisten die Demokratie angreifen
Econ 2020, 290 Seiten 18,50 Euro

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