Eine kleine Gespenstergeschichte
Wir schweben so dahin über den Dächern von Wien – oder Berlin – egal.
Was ist normal? Wir essen, trinken, saufen, stinken: Wie ist dein Name, was willst du sein? Ein Freigeist? Ach nein, du bist ein Ungeist, ein Böser, ein Quälgeist, ein Nervöser. Hinweg mit dir. Bist du allein? Lass es sein!
Freigeister denken immer richtig – die Meinung anderer ist nichtig. Mich kannst du nicht beeinflussen, steuern, dirigieren, mich kannst du nicht vereinnahmen, instrumentalisieren! Der freie Geist ist größer als du. Wie war dein Name? Ach so, Baldiun, wie gemein; Sieghart oder Siegfried, Siebenpeter, nein, Ziegenpeter, ach so. Diese Namen merke ich mir sowieso nie. Gundula, Brunhilde oder wie. Ich weiß die Namen nie. Deshalb frage ich danach, und: Was willst du? Ach! Der gute Geist kann bleiben, der schlechte sollte gehen. Wir werden uns schon verstehen.
Wir schweben herum, über Stadt und Land, Meer und Strand. Wasser hat es uns besonders angetan, die Wellen, dann der Orkan. Die Musik ist auch von uns: Mozart, Bach, Händel, Gluck, Brahms, Tschaikowski, auch Mendelsohn-Bartholdy und Verdi, Vivaldi, Strauss! … Ich geh nach Haus. Hui, hui, ich geh, es ist schon spät – weißt eh: nur eine Stunde von Mitternacht an bis eins ist Geisterstunde. Flehen, Fliegen, Singen, Schweben, das ist unser Leben.
Freigeist Nr. 1.