Fürs Schreiben brauche ich laute Ortetun & lassen

Augustinerin Sveta Schwin

Ich komme vom Schauspiel. Im Alter von 17, 18 Jahren habe ich eine Theatergruppe, bestehend aus berufstätigen Frauen im Alter von 45 plus, geleitet. Durch diese Arbeit wollte ich selber Schauspielerin werden und habe eine Hochschule für darstellende Kunst besucht. Nur hatte dieses Studium anthroposophische Ansätze, mit denen ich nicht zurechtgekommen bin.
Zurzeit konzentriere ich mich aufs ­Schreiben und sehe mich in der Zukunft als Autorin. Ich schreibe in Bars und Cafés, weil ich dafür laute Orte brauche. Dort konnte ich auch über Annemarie, die leider schon verstorben ist, meinen Erstkontakt zum AUGUSTIN knüpfen. Annemarie ist immer durch die Lokale des siebten Bezirks getourt, um Zeitungen zu verkaufen. Wir haben uns oft gesehen und miteinander geplaudert.
Letztlich habe ich mich dafür ausgesprochen, die künstlerische Leitung des 11% K.Theater zu übernehmen, als ich diese AUGUSTIN-Truppe kennenlernen durfte. Es wird immer viel gelacht, und beim neuen Stück werde ich sogar selber mitspielen, was für mich vorher nie in Frage gekommen wäre. Wegen der Spiellust der anderen sagte ich mir, ach was, da steige ich mit ein und übernehme die Rolle des Lautsprechers und des Lichtkassiers. Wir arbeiten an ­Astoria von Jura Soyfer. Die Truppe wollte damit schon im Juni auftreten, ich bin aber der Meinung, wir sollten uns bis zum Herbst Zeit lassen. Außerdem suchen wir noch verschiedene Auftrittsorte, denn ich möchte Astoria mobil inszenieren, damit es sowohl auf großen als auch auf kleinen Bühnen einspielbar ist.
Die ersten zehneinhalb Jahre bin ich östlich des Urals aufgewachsen, bis meine Familie nach Deutschland auswanderte. Im Jahr 2007 zog ich weiter nach Wien, um Theaterwissenschaften und Philosophie zu studieren. Ich fahre noch regelmäßig nach Russland, vor allem, um mich in der russischen Sprache auszutauschen. Ich schreibe und lese auch auf Russisch. Ich habe auch mehrmals erwogen, wieder zurück nach Russland zu gehen, doch politisch sehe ich mich dort nicht. Ich bin jetzt mal da, weil ich nicht weggegangen bin – das ist eine Entscheidung, auch wenn ich nicht weiß: Ist es die Entscheidung, hierzubleiben oder nicht wegzugehen?

Protokoll: Reinhold Schachner
Foto: Mario Lang