Steffen Hofmann im Kader der Augustin-Kampagne
Für Rapid-Fans ist Steffen Hofmann ein «Fußballgott». Mit Christoph Witoszynskyj spricht er über seine Wurzeln, seine Zukunft und sein soziales Engagement.
Fotos: Gerhard Schmolke
Sie sind eine Rapid-Ikone.Wie fühlt es sich an?
Ich versuche das im Alltag auszublenden. Ich fahre jeden Tag mit der U-Bahn und bin mit den Kindern unterwegs. Es ist nicht so, dass ich mich von der Welt abschotte, sondern ich versuche, ein ganz normales Leben mit meiner Familie zu führen.
Wie bereiten Sie sich auf das Leben nach der aktiven Zeit vor?
Mein Ziel ist schon, beim Verein zu bleiben. Ich habe angefangen, mich um junge Spieler zu kümmern. Wenn es so weit ist, dass man einmal nicht mehr jeden Tag auf dem Platz stehen darf, wird’s sicher schwierig. Ich spiele seit dreißig Jahren Fußball.
Als Sie begonnen haben, war der Fußball noch ein anderer. Wie sehen Sie den Wandel im Profifußball?
Es wird alles immer schneller, sowohl im Fußball als auch da draußen auf der Straße. Wie ich als Profi anfangen habe, haben wir gesagt, jetzt ist das Spiel viel schneller als vor zehn, zwanzig Jahren. Die Frage ist halt, wann dann da Stopp ist.
Es ist auch mehr Geld im Spiel. Merken Sie da einen Unterscheid bei den jungen Spielern?
Auch da ist es immer mehr geworden. Jetzt haben wir eine Zeit, die alles sprengt. Das ist einfach nicht mehr normal, was da passiert. Und langfristig sicher auch nicht gut.
Unterscheiden sich junge Fußballer, die jetzt ihre Karriere beginnen, von denen vor zwanzig Jahren?
Sicher. Aber ich glaube, das ist nicht nur bei den Fußballern so. Da hat sich die ganze Gesellschaft gewandelt. Gerade durch die neuen und die sozialen Medien hat sich einiges verändert. Und für mich ist der Fußball in vielen Dingen ein Spiegelbild der Gesellschaft.
Als Routinier hat man eine wichtige Rolle in der Kabine. Kommen die Jungen zu Ihnen und fragen um Rat?
Es gibt Spieler, die kommen von alleine und andere, die muss man ab und zu schnappen und ein paar Worte mit ihnen wechseln. Das gehört einfach dazu. Und es hat mir auch immer Spaß gemacht. Deshalb ist auch der neue Job als Talente-Manager, den ich nebenbei mache, eine richtig tolle Aufgabe für mich und eine wichtige Aufgabe für den Verein.
Welche Trainer haben Sie in Ihrer Laufbahn besonders inspiriert?
Mein Vater war unheimlich wichtig für mich, weil er mich immer gefördert und manchmal auch gefordert hat. Er war lang mein Trainer in der Jugend und die treibende Kraft. Bei Bayern hatte ich zwei, drei Trainer, die mir, jeder auf seine Art, etwas mitgegeben haben. Einer war der Hermann Gerland, der war eher hart. Da weiß man, dass einen danach beim Training nichts mehr erschüttern kann. Aber menschlich war er immer top. Bei Rapid war Josef Hickersberger mein erster und wahrscheinlich wichtigster Trainer, weil ich zu ihm ein richtig tolles Verhältnis hatte und er mich nach einem Jahr als 22-jährigen Deutschen in Wien zum Kapitän gemacht hat. Das hat für mich damals einen großen Stellenwert gehabt und eine enorme emotionale Verbindung zu diesem Verein gebracht.
Emotionale Bindung ist ein gutes Stichwort: Sie leben schon lang in Wien, empfinden Sie Wien als Ihre Heimat?
Ich bin in Wien zu Hause, aber natürlich weiß ich, wo ich herkomme. Das werde ich auch nicht vergessen, aber Wien ist mittlerweile schon meine Heimat geworden.
Sie engagieren sich für soziale Projekte, voriges Jahr habe ich Sie bei einem Obdachlosen-Turnier getroffen.
Ich versuche das immer im Stillen zu machen. Es geht mir gut, aber ich gehe ja nicht blind durch die Stadt und sehe, dass es vielen Menschen nicht so gut geht. Wie vor fünfzehn Jahren zum ersten Mal jemand mit dem Augustin vor mir gestanden ist, habe ich gefragt, was das überhaupt ist. Da hat man es mir erklärt, und ich finde das eine richtig tolle Sache, weil man den Menschen hilft und ihnen auch die Möglichkeit gibt, sich selbst zu helfen, indem sie die Zeitung verkaufen. Ich glaube, dass das für ihr Selbstwertgefühl ganz wichtig ist.