Fußballerinnen kicken für Frauenprojekte in Wien
Der FC Mariahilf organisierte im Herbst sein erstes Frauenfußball-Benefizturnier. Veronika Reininger (Text und Fotos) besuchte die Heimstätte des FC Mariahilf in Simmering (!), wo acht Hobbyfußballteams angetreten sind.
«Wir veranstalten schon seit 13 Jahren Benefizturniere der Herrenmannschaften zugunsten obdachloser Menschen in Wien, das hat auch immer sehr gut funktioniert», sagt Alfred Gieringer, der Trainer des FC Mariahilf Frauenfußballteams, «aber der Frauenfußball wird bei uns im Verein immer wichtiger und ist auch stärker im Kommen, deshalb organisieren wir jetzt auch Frauenfußball-Benefizturniere.»
Diese Arbeit des FC Mariahilf im sozialen Bereich wurde erst Anfang Oktober von amtlicher Seite gewürdigt: Im Rahmen der «Sportstars 2017» erhielt der Verein mit Wurzeln im sechsten Bezirk von der Stadt Wien in der Kategorie «Herausragendes gesellschaftliches Engagement» eine Auszeichnung.
Der Erlös des ersten Fußballerinnen-Turniers dieser Art soll dem Verein Piramidops – Team Frauentreff zugute kommen. «Wir wollen nachhaltige Frauenprojekte in Wien unterstützen, und Bildung ist ein nachhaltiges Gut», sagt Anna Ressmann, Vorstandsfrau und Spielerin von FC Mariahilf, «daher haben wir Piramidops, ein nachhaltiges Bildungsprojekt für Frauen, ausgewählt.» Alfred Gieringer ist auch Kassier vom FC Mariahilf und weiß daher, wie schwierig es ist, als Verein in Wien zu Geld zu kommen. Piramidops erhält zwar aus verschiedenen Töpfen Förderungen, ist darüber hinaus aber auch noch auf Spenden angewiesen, «somit ist das Benefizturnier für Piramidops auch sehr wichtig», betont Gieringer.
Schwimmkurse sind am beliebtesten.
Piramidops – Team Frauentreff ist eine Einrichtung im zweiten Wiener Bezirk am Volkertplatz. Seit 1996, also seit über zwanzig Jahren, gibt es in diesem Stadtteil den Verein, der sich niederschwellig um die Anliegen und Bedürfnisse der Frauen sorgt. Gül Lüle leitet ihn mit zahlreichen Sozialprojekten. «Wir unterstützen die Frauen bei ihrer Basisbildung, wenn sie Deutsch, aber auch grundsätzlich Lesen und Schreiben lernen, eine Ausbildung machen oder einfach etwas Neues ausprobieren wollen, wie beispielsweise Fußball spielen, Schwimmen oder Radfahren lernen wollen.» Derzeit sind achtzehn Frauen im Alter zwischen sechzehn und neunzehn Jahren in den beiden jungen Projektgruppen aktiv, die auch erstmals, nach einem einmaligen Training, bei dem Benefiz-Frauenfußballturnier mitgespielt haben. Aber im gesamten Verein profitieren dennoch über 120 Frauen täglich von den angebotenen Kursen und Beratungsstunden im Verein. «Die Mädchen und Frauen fragen am meisten nach Schwimmkursen. Viele dieser jungen Frauen spielen derzeit noch kaum in einem österreichischen Sportverein Fußball, obwohl viele von ihnen bereits früher in ihren Heimatländern Fußball gespielt haben», erzählt Sabine, eine der Kursleiterinnen, die die jungen geflüchteten Frauen mitbetreut. Sie setzt fort: «Oft fehlt den jungen Frauen die freie Zeit nach der Schule oder anderen Kursen. Aber die Mädchen haben vor allem noch eine große Hemmschwelle, um in die Fußballvereine hineinzugehen, oder die Informationen fehlen ihnen, wo und wann die nächsten Trainings im Frauenfußball stattfinden». Das hat sich allerdings rasch geändert, nachdem die Organisator_innen des Benefizturniers die Frauen von Piramidops eingeladen haben, auch selbst beim Frauenfußballturnier mitzuspielen. Vor allem die Gruppe der jungen geflüchteten Frauen hat sich sofort dafür interessiert.
Stark im sozialen Bereich.
Nach der Siegerinnenehrung wird der Betrag in der Höhe von 700 Euro an die Leiterin und an die Projektmitarbeiterinnen von Piramidops symbolisch überreicht. Bei den Benefizturnieren der Männer habe der Sportverein FC Mariahilf vor dreizehn Jahren auch mit Einnahmen von zehntausend Schilling, umgerechnet 726,73 Euro, begonnen. Inzwischen sind die Einnahmen bereits auf zweitausend Euro angestiegen, so Gieringer. «Wir haben also das nächste Mal bei dem Benefizturnier der Frauen noch etwas Potenzial nach oben.»
Die Veranstalter_innen betonen dennoch, dass es sich bei ihren Benefizturnieren um keine sportliche Höchstleistung handle, sondern gute Stimmung wichtig sei. Viel Spaß beim Spiel und bei gutem Essen an der Grillstation gemeinsam einen gemütlichen Tag miteinander erleben. «Wir sind im Breitensport aktiv, und die Spielerinnen, die kommen, sollen sich hier zuhause fühlen», sagt Gieringer.
Seit dem Herbst bietet der FC Mariahilf auch ein Mädchentraining für Neun- bis Dreizehnjährige an. Aber auch Spielerinnen ab 45 Jahren seien natürlich weiterhin willkommen. «Wir sind ein Verein, der für alle offen ist, einerseits ist das unsere Schwäche in der Liga und Leistungsdichte, aber andererseits ist es auch unsere Stärke im sozialen Bereich, nämlich dass alle Spielerinnen bei uns Platz finden können. Das stärkt und fördert auch unseren Teamgeist», sagt Ressmann. Aufgrund der bereits zahlreichen bestehenden Projekte haben die beiden Kursleiterinnen von Piramidops noch über keine eigene Frauenfußballgruppe im Verein nachgedacht. Sie hoffen vielmehr, dass die jungen fußballbegeisterten Frauen über die neu entstandenen Kontakte zu den anderen Frauenfußballteams ihre Hemmschwelle nun besser überwinden. Vielleicht findet ja die eine oder andere Spielerin auch den Weg zum regelmäßigen Fußballtraining. «Die Frauen sind durch das Turnier auch auf die bestehenden Angebote aufmerksam geworden, wo und wann Frauenfußball bei den Vereinen gespielt wird», sagt Sabine, «Ich kann es mir gut vorstellen, wenn sie nun mehr Mut haben, zu den Trainingszeiten der anderen Fußballerinnen zu gehen.»
Nicht einschüchtern lassen.
Der Verein Piramidops bekommt für seine Projekte auch Budget aus Bund-, Land- und EU-Fördertöpfen. Aber für solche Kleinprojekte, um Frauen beim Fußballspielen, bei Schwimm- und Fahrradkursen zu unterstützen, müsse der Verein über die Förderstellen der Kleinprojekte der Stadt Wien zusätzliches Budget beantragen, sagt die Projektleiterin Gül Lüle. Jedenfalls können sie die Frauen unterstützen, um das Honorar für eine Trainerin oder die Platzmiete zu bezahlen, und sie zum Fußballverein begleiten.
«Auch das Fußballspielen stärkt das Selbstbewusstsein der Mädchen und jungen Frauen. Die jungen Frauen sollen das machen, was ihnen Spaß macht und sich dabei nicht einschüchtern lassen, um ihr erwünschtes Ziel zu erreichen. Deshalb werden sie auch als Fußballerinnen sehr gerne unterstützt und begleitet, um sich an den bestehenden Frauenfußballvereinen anzuschließen», sagt Sabine erfreut.
Das Frauenfußballteam Piramidops hat beim ersten FC Mariahilf Benefizturnier der Frauen den ehrenvollen achten Platz erhalten, aber es hat den Spielerinnen dennoch viel Spaß gemacht. Sie sind hochmotiviert auch an weiteren Frauen-Benefizturnieren Fußball zu spielen und noch mehr Tore zu schießen, und wer weiß, nächstes Jahr spielen sie vielleicht als Nachwuchsteam des FC Mariahilf auch schon um einen vorderen Platz, auch wenn gewinnen hierbei nur Nebensache ist, denn dabei sein und Spaß haben ist mehr.