Gärtnern statt Herrschentun & lassen

Sachbuch: bedingungsloses Grundeinkommen

Ein bedingungsloses Grundeinkommen (BGE) ist kein Allheilmittel – die Politikwissenschaftlerinnen Margit Appel und Barbara Prainsack wissen das. Aber. Ein BGE ist ein wichtiger Teil, der «zentrale Schlüssel», um eine Situation zu erreichen, «in der so viele Menschen wie möglich selbstbestimmt leben, arbeiten, Gesellschaft gestalten, für die Bewahrung des Planeten Erde sorgen können und in der Menschen von familiären und natürlichen Zwängen so weit wie möglich befreit werden, um ihre Beziehungen selbst zu gestalten», schrei­ben die Autorinnen in Arbeit – Care – Grundeinkommen. Dazu ist es nötig Arbeit neu zu denken, nämlich nicht ausschließlich als bezahlte Erwerbsarbeit, wie es die kapitalistische Ideologie tut, die alle unbezahlten Tätigkeiten entwertet. Carearbeit ist weitgehend bedingungslos. Austeritätspolitik unterminiert den Sozialstaat, eine sogenannte «sozialinvestive» Strategie sieht Ausgaben für Pflege, Pensionen und Bildung als Investitionen, die sich rechnen müssen. Es gilt allgemein internalisierte Sätze, wie dass Konkurrenz naturgegeben sei und Ähnliches zu hinterfragen, den Einfluss der Ökonomie auf alle Gesellschaftsbereiche kritisch zu betrachten.
Appel und Prainsack analysieren Entwicklungen und Gegenwart, zerpflücken Mythen, die gegen ein BGE sprechen, plädieren für ein «Zusammendenken» und finden für das Agieren in komplexen Systemen die Metapher des Gärtnerns. «Ein Gärtner kümmert sich um einen Garten, anstatt ihn zu gestalten. […] Er beherrscht ihn nicht.»

Margit Appel, Barbara Prainsack: Arbeit – Care – Grundeinkommen
Mandelbaum kritik & utopie 2024
240 Seiten, 18 Euro

Margit Appel: Zum komplexen Verhältnis von Arbeit, Care und (Grund-)Einkommen
16. 9., Beginn 18 Uhr
Diplomatische Akademie
4., Favoritenstraße 15A

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