Gekonnte Tollpatschigkeitvorstadt

WirWasser – der Brunnen von Gelitin in Favoriten (Foto: © Wiener Wasser Zinner)

Neuer Brunnen im Sonnwendviertel

An der Kreuzung Gudrunstraße / Sonnwendgasse (Favoriten) gibt es einen Platz ohne Namen. Immerhin wurde dort am 24. Oktober ein Brunnen, der von dem durchaus namhaften, weil skandalträchtigen Künstlerkollektiv Gelitin (früher: Gelatin) gestaltet worden ist, eingeweiht. Das Gelitin-Quartett (Wolfgang Gantner, Ali Janka, Florian Reither und Tobias Urban) hat einen von der Stadt Wien, konkret von Wiener Wasser in Kooperation mit Kunst im öffentlichen Raum Wien (KÖR), ausgelobten Wettbewerb gewonnen. Den historischen Hintergrund zu diesem Wettbewerb bildet der Hochstrahlbrunnen am Schwarzenbergplatz, der wiederum anlässlich der Fertigstellung der I. Wiener Hochquellenleitung am 24. Oktober 1873 in Betrieb genommen worden ist.
Um es gleich vorwegzunehmen: Dieses Brunnenwerk zählt zu den braveren Arbeiten von Gelitin. Trotzdem wird es nicht in der Werkschau absaufen, denn die humorvolle Handschrift springt auch hier schon aus weiter Ferne ins Auge. Statt Provokation dieses Mal ein Quäntchen Poesie, so lautet der Werktitel WirWasser.
33 aus einem von der TU Wien entwickelten Highend-Beton angefertigte Figuren bilden mit dem Rücken zum Wasser eng aneinandersitzend ein Becken. Beim Gießen der Figuren wurden bewusst unterschiedliche «Macharten» angewandt und würden auch danach ausschauen, wie Wolfgang Gantner im Rahmen eines Künstlergesprächs Mitte November erklärte: angefangen von banal Beton in Müllsackerl gefüllt über den herkömmlichen Holzschalungsbau bis hin zum 3D-Druck. Ali Janka spricht in diesem Kontext gar von einer «tollpatschigen» Wirkung, aber einer gekonnt hervorgerufenen, darf ergänzt werden.
Schade nur, dass der Gelitin-Brunnen bereits wenige Wochen nach der Eröffnung der Jahreszeit geschuldet schon eingewintert ist.

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