Sachbuch
«Sehr viele jüdische Witze beschäftigen sich humorvoll mit den Härten des Lebens. Denn Humor half den Juden immer schon dabei, schlimme Zeiten besser zu bewältigen», schreibt Paul Chaim Eisenberg in seinem Buch Auf das Leben!. Untertitel: Witz und Weisheit eines Oberrabbiners.Von beidem besitzt er viel, wie das 2017 erschienene Werk des Mannes, der 33 Jahre lang Oberrabbiner von Wien war und 2016 in Pension ging, zeigt. Auf einfache und zugängliche Weise werden viele Aspekte des Judentums besprochen: Die Feste und Feiertage, die Herkunft und Bedeutung verschiedener Gebote, Bräuche und Gebete, Tora und Talmud, das Alltagsleben und das Verhältnis zu anderen Religionen. Eisenberg ist wohl vielen Menschen in Österreich ein Begriff, er hat sich öffentlich geäußert und war oft in Funk und Fernsehen zu Gast, (etwa auch in Hermes Phettbergs Nette Leit Show, 1995). Selbstironie stets inklusive: «Manche Leute haben die Abkürzung ORF mit OberRabbinerFernsehen gedeutet», schreibt er dazu im Vorwort. Humor als Gegenstrategie zu jenen, die meinen, den richtigen Weg gepachtet zu haben, ist seine Devise. Das Büchlein kann also neben seinem informativen Gehalt sowie Geschichten aus dem Leben eines im Wien der Post-Shoah-Zeit aufgewachsenen jüdischen Mitbürgers auch als generelle Lebensweisheitssammlung betrachtet werden, ein bisschen wie ein Ratgeber, wenn man es denn so lesen will. Etwa über das Wesen des schon im Titel erwähnten Witzes, der, so der Autor, nie abwertend sein soll, auch nicht, wenn es dabei um andere geht. «Selbstironisch und liebevoll finde ich zum Beispiel folgende Witze», schreibt er und führt Beispiele an: «Es war einmal ein alter Jude, der nicht viel von Kultur verstand. Eines Tages nahmen ihn seine Kinder mit ins Museum. Dort hing Rembrandts Gemälde von Jesus in der Krippe. Da sagte der Vater: ‹Das ist typisch Christen. Sie haben nicht einmal Geld für eine eigene Wohnung und lassen sich von Rembrandt porträtieren!›»
Paul Chaim Eisenberg
Auf das Leben! Witz und Weisheit eines Oberrabbiners
Brandstätter, 2017
144 Seiten, 19,90 Euro
