Geschichtsstundetun & lassen

Illustration: Thomas Kriebaum

Speakers' Corner (3. Juli 2024)

Habt ihr gewusst, dass einer der ersten männlichen Sexsymbole Hollywoods Sessue Hayakawa (1889–1973), ein japanischer Stummfilmdarsteller der 1910er-Jahre war? Oder dass die britische Königin ­Charlotte (1744–1818) Schwarz war? Genauso wie Alexandre ­Dumas (1802–1870), Autor von Die drei Musketiere und Der Graf von Monte ­Cristo? Die beiden Romane wurden übrigens vom Leben seines Vaters Thomas-Alexandre Dumas (1762–1806) inspiriert, dem ersten Schwarzen französischen General. Er spielte eine zentrale Rolle in den Napoleonischen Kriegen und ­kommandierte erfolgreich 53.000 Truppen der Alpenarmee gegen Österreich. ­Seine Statue in Paris ­wurde von den Nazis 1940 abgerissen. Und kennt ihr ­Joseph ­Bologne, Chevalier de Saint-Georges (1745–1799)? Ein Kommandeur unter Dumas, bekannt als der «Schwarze Mozart» aufgrund seines Hauptberufs als Komponist, Geigenvirtuose und Dirigent der Pariser Oper – und Lieblingsmusiker Marie Antoinettes.
Wenn ihr das alles nicht wusstet, liegt das nicht an euren persönlichen Bildungslücken, sondern an der systematischen Auslöschung von ­People of Color aus der Geschichtsschreibung. Diese «Tradition» hält bis heute an: Wikipedia-Artikel über Frauen* of Color werden regelmäßig von männlichen Wikipedia-Autoren gelöscht, mit der Begründung, sie wären keine relevanten Personen für das Interesse der Öffentlichkeit.
Leute, hört endlich auf, euch über diverses Casting zu beschweren! ­Europa war nie 100 Prozent weiß (schon mal was von Kolonialismus gehört?) und Meerjungfrauen können jede f*cking Hautfarbe haben.

 

Hier schreiben abwechselnd Nadine Kegele, Grace Marta ­Latigo und Weina Zhao nichts als die Wahrheit.

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