Soll sich die Kunst dem Geschmack des Publikums anpassen? Diese Frage stellte ich mir vor etwa 20 Jahren das erste Mal. Was mich selbst betrifft, entschied ich mich für einen Kompromiss.Ich habe mein eigenes Wollen, meinen Sinn, Selbsterkenntnis sowie Ideal von Schönheit gesucht und gefunden. Ich habe mich aber auch immer ein bisschen am Geschmack der Außenwelt orientiert, denn ursprünglich malte ich ausschließlich männliche Geschlechtsorgane und abstrakte Bilder.
Grundsätzlich aber mag ich überhaupt keine Etiketten und Schubladen. Ich mag weder Prack Art noch Art Brut, Outsider-Kunst oder Randgruppen-Bildnerei usw. Meine Arbeiten sind, was sie sind. Deshalb hatten meine Bilder auch ursprünglich keine Titel, sie wollten nichts, sondern waren. Sie korrespondierten nicht mit der Außenwelt!
Erst viel später, als Menschen meine Malereien sahen, fragten sie, was es sei, warum ich es mache und welcher Richtung meine Arbeiten wohl angehörten? Um geliebt und wertgeschätzt zu werden, malte ich von nun an auch Variationen von Themen, die auch andere Menschen beschäftigten.
Durch diesen virtuosen Kunstgriff gelang es mir, für meine Kollegen und die Außenwelt gleich zum doppelt Diskriminierten ab- bzw. aufzusteigen. Diese zufällige Entwicklung bescherte mir den Ruf, für die Outsider zu etabliert und für die Etablierten zu sehr Outsider zu sein. Da ich aber gelegentlich Krisen hatte, war ich automatisch der Outsider.
Ungeachtet dieser Ungereimtheiten hörte ich auf mein Herz, malte weit über zweitausend Bilder und werde heute gerade wegen meiner Aktivität von vielen Seiten torpediert.
Ich stelle mir vor, dass irgendwann, wenn meine Zeit gekommen ist, sich alle meine Malereien in Luft und Liebe verwandeln und sich so auf die Welt übertragen. Das war dann der Sinn meines Erscheinens auf dem Planeten Erde. Aus und fertig.