«Gewisse Jugendliche haben sich anständig zu benehmen»vorstadt

Kinoreiseführer durchs Weinviertel

Der Fernseher war dem Kino sein größter Feind, so könnte man den Niedergang einer dörflichen Kulturinstitution auf Weinviertlerisch zusammenfassen. Und weil das cineastische Hinterteil auf der Wohnzimmercouch so gut gebettet war, wollte es dann auch nicht mehr zurück auf den kargen Holzklappstuhl der Dorfkinos von Großkrut, Poysdorf, Herrnbaumgarten und Ravelsbach. Der Schriftzug «Kino», «Tonkino», «Lichtspiele», manchmal gar ein mit internationalem Flair besetztes «movie» ist mancherorts noch auf einer Fassade zu entziffern. Hinter der Fassade aber: Supermärkte, Garagen, Lagerhallen, Wohnungen. Karl und Martin Zellhofer spüren für ihren Text- und Bildband Verschwundene Kinos im Weinviertel auf, suchen nach Relikten und Zeitzeug_innen und finden Versatzstücke einer Zeit lange vor dem Multiplexx: eine Kinogasse in Drösing, Dias mit Verhaltensregeln («Gewisse Jugendliche haben sich während der Filmvorführung im Kinosaal ruhig und anständig zu benehmen») oder Anbote im sechsstelligen Schillingbereich für eine neue Kinoprojektionseinrichtung im «Raucherkino Großweikersdorf».

Karl Zellhofer, Martin Zellhofer:
Verschwundene Kinos im Weinviertel
Edition Winkler-Hermaden 2019, 116 Seiten, 21,90 Euro

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