Speakers' Corner (März 2023)
Mein Hass auf Immobilienbesitzer und :innen expandiert. Hass ist ein großes Wort, ich weiß, weil’s halt auch ein großes Gefühl ist. Unlängst hat mir ein Vögelchen gezwitschert, dass mein verpartnerter Partner – und in Folge unser Kind – mittels schlauer Schenkung in der Vergangenheit um die Hälfte eines Drittels einer Viereinhalb-Zimmer-Wohnung in der Zukunft geprellt wurde. Gibt günstigere Zeitpunkte für Botschaften dieses Kalibers, als wenn wir grad Wohnung suchen.
Nicht dass ich viel Hoffnung habe, dass diese Stadt in … sagen wir fünfundzwanzig Jahren noch eine cosy Überlebenstemperatur hat, doch mein Kind hätte sich mit dem Erlös der Hälfte des Drittels der Viereinhalb-Zimmer-Wohnung in Highsociety Hietzing samt Balkon was zum Einsiedeln im kühleren (und wahrscheinlich trotzdem abgewaldbrannten) Waldviertel kaufen können. Wobei ich auf das Steuergeschenk Erbrecht sowieso spucke – und ich dem verpartnerten Partner wünsche, dass er in dieser Zukunft noch lebt. (Oder ist das ein grausamer Wunsch?)
Ich wundere mich jedenfalls, wenn ich Menschen mit (und ohne) Kinder Flugreisen buchen, Autos neuanmelden und heliumbefüllte Folienballons für ihre Kindergeburtstagsshows kaufen sehe. Deren Morgen ist nicht mein Morgen. Deren Morgen ist tatsächlich nur: morgen. Nicht dass mein ökologischer Fußabdruck gleich null wäre. Ich esse (was klimaschädlich ist). Muss ab und an furzen (was klimaschädlich ist). Und kauf mir Kaschmir vom C&A (weil ich für die Bioversion zu geizig bin). Aber Europa hat ein gemütliches (Nacht-)Zugnetz. Wien hat ein dichtes Öffinetz. Es ist nicht die Zeit für Glitzerballonressourcenverschwendung. Und ich scheiß mich schon an vor der Zukunft, heast!
Wenn Kinder Aufgaben übernehmen müssen, für die eigentlich ihre Eltern zuständig wären, heißt das Parentifizierung. Die Letzte Generation ist eine parentifizierte Generation.
Hier schreiben abwechselnd Nadine Kegele, Grace Marta Latigo und Weina Zhao nichts als die Wahrheit.
