Grundwasser forevertun & lassen

Illustration: Thomas Kriebaum

Speakers' Corner (Juni 2023)

Ich schreibe diese Zeilen in einem Gastgarten und mit Ganslhaut. Ich wünschte, mein Sommer wäre immer so: ein Fall für eine Weste. Doch ich ­befürchte Schlimmes. Hinter dem Kirschlorbeersichtschutz schießen drei Fontänen zwischen Pflastersteinen hoch. Das Wasser fließt über die schiefe Straße, versickert nirgendwo, ­Asphalt halt. Grundwasser forever? Immer­hin trinkt eine Taube einen Schluck, dann fliegt sie weiter. Dass eine ­Taube ständig unter Hunger leidet – obwohl sie so ­propper aussieht –, ich ­wusste es nicht. Dass eine ­Taube nur weiß scheißt, weil sie das Restefressen nicht verträgt – Brot inklusive –, ich wusste es nicht. Dass eine Taube schon mal mit einer ­Gabel im Rücken gesichtet ­wurde – ich bin auch erschrocken –, ich wusste es nicht. Das hab ich in einem Pod­cast ­gehört und seitdem ­haben Tauben ­meine ­volle Solidarität. In der Zeitung hab ich gelesen, dass Temperaturen über 30 Grad in den 80ern und 90ern selten ­waren. Und ja, mein inneres Kind erinnert sich nicht an das Wort ­Tropennächte. Und auch nicht an ­Tropennächte. Und dass der Kirschlorbeer Kirschlorbeer heißt, weiß ich auch bloß, weil das Etikett noch dranhängt. Und es war ja einmal, dass ich eine Taube rettete. Wir nannten sie Esmeralda. Esmeraldas Flügel blutete, hing schlapp ab, Gravi­tation halt. Also: Ich hab den ­Karton organisiert. Eine Passantin half, ­Esmeralda reinzukriegen. Mein Partner lenkte das kurzerhand ­gemietete Rettungsauto zur Wiener Wildtierfundbox. Ich ­hoffe, ­Esmeralda fliegt wieder! Und dass sie von niemandem eine Gabel – usw.!

Hier schreiben abwechselnd Nadine Kegele, Grace Marta Latigo und Weina Zhao nichts als die Wahrheit.