Halb Kraut-Laden, halb Rapid-Shopvorstadt

Die "Kraut-Elfi" vom Wiener Meiselmarkt

Seit 15 Jahren hat Elfriede Rauscher ihr eigenes Geschäft im Wiener Meiselmarkt. Und schon seit Ewigkeiten ist die 63-jährige Verkäuferin Rapid-Fan.Es schmecke wunderbar und sei zudem sehr gesund, Nämliches ein probates Abführmittel. Und was viele nicht wüssten, mit dem Saft ließe sich auch der Blutzuckerspiegel effektiv senken.

Eine neu entdeckte exotische Frucht? Nein, es ist das ordinäre Sauerkraut, von dem Elfriede Rauscher so schwärmt, bekannt auch als Nationalgericht der Deutschen. Für sie ist es Delikatesse und Therapeutikum in einem. Sie zeigt auf die vielen leeren Plastikflaschen im Regal. In die komme der segensreiche Saft für ihre zuckerkranken Stammkunden.

Gewiss, Rauscher muss das Produkt anpreisen, von dem sie lebt seit 15 Jahren hat die Kraut-Elfi ihr eigenes Geschäft im Wiener Meiselmarkt, das so auch heißt. Doch bei ihr hört man auch echte Überzeugung heraus.

Kraut ist die eine Leidenschaft von Rauscher, Rapid Wien die andere. Das sieht sofort, wer ihr Geschäft betritt. Das ist nämlich halb Kraut-Laden, halb Rapid-Shop. Von der Decke hängen die signierten Leiberl von Stefan Maierhofer und Ümit Korkmaz. Auf den beiden Sesseln Rapid-Sitzkissen. Und wo immer sich ein freier Platz zwischen all den Dosen und Flaschen findet, hängt garantiert das Foto eines Rapid-Spielers, eines aktuellen oder einstigen.

Fehlt eigentlich nur noch, dass die 63-jährige Chefin mit einer Kutte, einer Rapid-Weste, hinter dem Verkaufstisch steht. Doch das tut sie nicht. Sie hat zwar eine Kutte, doch die zieht sie bloß im Stadion an, im Geschäft liebt sie es eine Spur dezenter: Sie trägt am Handgelenk ein Rapid-Band, und das immerhin seit drei Jahren, ohne es einmal abgelegt zu haben.

Wann begann ihr Herz für die Rapid zu schlagen? Ein genaues Jahr kann die Kraut-Elfi nicht angeben. Irgendwie war die Liebe schon immer da, erzählt sie, auch schon in ihrer Jugend, als sie selbst noch Fußball spielte, und zwar als Torfrau. Später war es für mich klar, dass ich nur einen Mann heirate, der mit mir am Wochenende ins Stadion geht.

Und nicht nur am Wochenende zieht es sie ins Hanappi-Stadion, sondern auch montags, um beim Training zuzuschauen. Das ist möglich, da ihr Geschäft an diesem Tag geschlossen bleibt. Dafür kann sie unter der Woche kaum einmal zu einem internationalen Spiel mitfahren, schließlich ist sie nicht nur Rapid-Fan, sondern auch Geschäftsfrau.

Gibt es auch Rapid-Spieler, die sie nicht mag? Nein, sagt Rauscher und schüttelt energisch den Kopf. Nun kann es sein, dass sie tatsächlich ein sehr großes grün-weißes Herz hat oder dass sie einfach zu höflich ist, als dass sie schlecht über einen Spieler sprechen würde.

Eine Dame kommt ins Geschäft. Kurze herzliche Begrüßung mit der Kraut-Elfi, dann geht sie wieder. Das war die Mutter von Stefan Kulovits, sagt Rauscher. Sie kennt nicht nur die Rapid-Spieler, sie kennt zum Teil auch deren Familien. Wenn man sein Leben quasi der Rapid verschrieben hat und außerdem ein sehr kontaktfreudiger Mensch ist, ergibt sich das mehr oder weniger von selbst. Dazu kommt, dass Rauscher ihren Abo-Platz direkt neben dem VIP-Bereich hat, wo die Familien der Spieler sitzen.

Mit der Mutter des defensiven Spielers Kulovits verbinde sie inzwischen eine wahre Freundschaft. Die hätte sich ergeben, weil sie beide in der gleichen Straße wohnen. Und dann sagt sie noch: Schreiben Sie, dass der Stefan im Jänner Vater geworden ist das stand in keiner Zeitung. Gerne bringen wir diese exklusive Meldung.

Die Rapid-Mannschaft kommt in der Rückrunde nicht richtig auf Touren. Und der Fan hat zu leiden. Rauscher hat vor allem zu beruhigen, die vielen Kunden von ihr nämlich, auch Rapid-Fans, die die schwache Leistung der grün-weißen Kicker beklagen. Auf ihre Spieler lässt Rauscher nichts kommen! Und gut, dass Sauerkraut auch nervenstärkend wirkt.