Russische Musikkombo in Haft
In Moskau sitzen drei junge Frauen in Untersuchungshaft, weil sie als Punkrockerinnen durch die Blume der Musik gesagt haben, dass sie mit den Verhältnissen unzufrieden sind.Pussy Riot nennt sich die Musikkombo aus etwa zehn Frauen Mitte zwanzig und schließt damit ohne Umwege an die US-amerikanische Bewegung der Riot Grrrls an, die als Punkrockerinnen die Bühne, das Studio und die Straße für sich einforderten.
Den öffentlichen Raum zum Protest nutzen ist auch Teil des Moskauer Konzepts. In bunten Skimasken und grellfarbener Kleidung tritt die Band zu ihren Konzerten an: in der U-Bahn, am Roten Platz, und zuletzt am Altar einer russisch-orthodoxen Kirche, der so genannten Christ-Erl.ser-Kathedrale mitten in Moskau. Das war dann zu viel. Die Kirche forderte eine Anpassung der Gesetzgebung an solch unvorstellbare Intervention (Pussy Riot hatte den Altar zur Bühne gemacht, um dort kundzutun, dass sie eine
gewisse Nähe zwischen dem Patriarchen Kyrill I. zu Putin sähen, der ihnen zwischen Ersterem und Gott abgehe. Die heilige Mutter baten sie bei dieser Gelegenheit laut um Abhilfe). Daraufhin wollte die Kirchenleitung Blasphemie im Strafgesetzbuch verankert sehen. Allerdings machte sie die Rechnung ohne ihre eigenen Schäfchen: Was die religiösen Pro-Pussy-Riot-Blogger_innen unter anderem antreibt, ist der Wille zur Vergebung und die Tatsache, dass zwei der vermeintlichen Pussy Riots Mütter
von kleinen Kindern sind von denen sie bei Gott nicht durch Untersuchungshaft getrennt werden dürfen. So kam es zu der unerwarteten Allianz von Punkrockerinnen und Gottgläubigen, zweitausend aus letzterem Zusammenhang ersuchten in einem
Brief an den Vorsteher der russisch-orthodoxen Kirche, Kyrill I., ausdrücklich darum, von einer Bestrafung abzusehen. Die Justiz stellt sich bisher quer und hat die Untersuchungshaft, die Ende April enden sollte, vorläufig bis Juni verlängert. Sollte es zu Anklage und Verurteilung kommen, liegt das Strafmaß (für «Rowdytum») bei bis zu sieben Jahren. «Free Pussy Riot!», ist deshalb zum Protestruf geworden. In Graz gab
es letzte Woche eine solidarische Aktion: Neonbunt und in Skimasken, so kann der punkige Ruf nach Freiheit auch aussehen.