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Musikarbeiter unterwegs … im Kaffeehaus, mit Cobain und 15-Euro-Gigs

1994 hat Kurt Cobain ausgecheckt. 25 Jahre später macht das Wiener Trio I’m a Sloth mit seinem vitalen Grungerock keinen Hehl aus der Verehrung für dessen Band

Nirvana. Von Rainer Krispel (Text) und Mario Lang (Foto)

Schreiben wir einleitend von einem Eintrag in die sowieso eher blamable Rockgeschichte (erinnern Sie sich noch ans «Rock in Vienna»?) dieser Stadt. Jenem, als im November letzten Jahres MC50 und Mudhoney am selben Abend in unterschiedlichen Locations spielten. Also die hochkarätige Kick-Out-The-Jams-Motorcity-5-Jubiläumstruppe um deren Gitarristen «Brother» Wayne Kramer (eine Band, die nicht «berühmter als die Beatles, sondern berühmter als der große Vorsitzende Mao» werden wollte) und die Touch-Me-I’m-Sick-Mudhoney aus Grungetopia Seattle. Nicht nur soundästhetisch und von der Attitüde her eindeutige, Generationen übergreifende Wahlverwandte, Brüder mit Gitarren und Drums, sondern noch dadurch verbunden, dass Mark Arm, Sänger der Letzteren, 2004 das Gesangsmikrophon der Detroiter Veteranen in Händen hielt. Aber Inhalte und vorbehaltslose Leidenschaft für das Gute sind eben nicht nur in der Politik ausradiert, längst einem verschissenen und perfektionierten Gehorsam für das kapitalistisch Machbare und Diktierte gewichen. I’m a Sloth, 2009 von Bernhard Drexler (Stimme, Gitarre, Bass) gegründet, leisten sich trotzdem den Luxus, ihre Band mit liebevoller Hingabe zu betreiben. Geld? Ruhm? – never mind! «I’m worse at what I do best/And for this gift I feel blessed/Our little group has always been/And always will until the end» (Smells Like Teen Spirit, Nirvana).

Eher keine Faultiere.

Schlagzeuger Valentin (Barta) kommt als Erster ins Café Jelinek, angereist aus Schwechat, wo auch der Proberaum des Trios ist. Flora Ska (Stimme, Bass, Gitarre) und Bernhard folgen. «Ich wollte unbedingt eine Band gründen, weil ich das so geil gefunden habe. Ich war ein Riesen-Nirvana-Fan und wollte das auch machen.» Mit dem Einstieg von Flora, die Bernhards Leidenschaft, in einer Band zu sein und zu spielen, absolut teilt, wurde aus dem vorherigen «Teenage-Geplänkel» Ernst. Im April 2019 feiert so die Band ihr 10-jähriges Bestehen, eventuell erscheint dazu eine neue EP. Dabei ist das 2017er-Album Bosom (das Debüt Satisfashion erschien 2012), in Eigenregie auf Vinyl und CD verlegt, noch mit Ex-Drummer Andreas Kuzmits, mit seinen 11 Songs ein mehr als taugliches Dokument der beachtlichen Energie und anderer Qualitäten von I’m a Sloth. Valentin, der seit 13 Jahren spielt, saß mit 9 Jahren erstmals am Schlagzeughocker und stieg «nach nur einem Tag ohne Drummer» vor gut einem Jahr ein, mensch kannte sich von einem Gig mit dessen alter Band Repint. So versüßten mir I’m a Sloth soulful letzten April den Record Store Day beim Broterwerb als Record Shop Dude, rockten den Schalter mit konzentrierter Souveränität, die mir und allen Anwesenden großen Spaß bereitete. Ob der geilen (!) Lautstärke konnten die Nachbarn ihre Toleranz und ihr Kulturverständnis unter Beweis stellen, was sie beschwerdelos taten, headbangende, grinsende Passant_innen wurden gesichtet.

Neither Brainless Nor Painless.

Dabei sind I’m a Sloth 2019 längst bei einer Musik angekommen, die keinesfalls rein epigonal ist. Die Haltung, jeden Gig zu spielen, der sich anbietet – Valentin erzählt, dass er sie so kennengelernt hat, «die spielen ja echt überall» – bildet sich in einer Dichte des Sounds und einem klar formulierten Songwriting ab. Bernhard und Flora

schreiben beide, verhandeln und reflektieren dabei in einer klaren Sprache ihren Alltag und seine Widrigkeiten. Flora: «Ich denke schon, dass der größte Antrieb, ein Lied zu schreiben oder einen Text, dann gegeben ist, wenn einen etwas aufregt. Ich habe mich noch nie hingesetzt und etwas geschrieben, weil ich so glücklich war.» Englisch ist dabei die Language of Choice, inspiriert von einem Rauchverbotsschild bei einem Ausflug in die Niederlande geht sich auf dem 2017er-Album auch ein muttersprachliches Lied aus. «Das Rockverbot breitet sich weiter aus/denn nichts und niemand hält es auf/Befürworter sollen scheißen gehen/Ich will das Rockverbot tot sehen.» Da lacht selbst einem Nichtraucher das widerständige Herz. Den Bandnamen lieferte ein selbstgemachtes T-Shirt Bernhards, auf dem er ein Faultier zeichnete. Dabei verdienen der 30-jährige Bernhard und die etwas jüngere Flora ihr Geld in regulären Jobs («Da ertönt kein Ton», lacht Bernhard), was dem Trio die Freiheit gibt, Gigs wie unlängst in Bratislava zu spielen, bei dem sich die Gage auf 15 Euro belief. Valentin: «Der Wunsch, von Musik zu leben, ist bei mir schon vorhanden, aber nicht die Illusion.» So wie die Nirvana-Kumpels Mudhoney erst unlängst ihr x-tes leiwandes Album veröffentlicht haben und immer wieder ausgezeichnet entertainen und ass-kicken, spricht nichts dagegen, dass I’m a Sloth bis zu ihrem 20. Bandjubiläum und darüber hinaus weiterrocken.

I’m a Sloth: Bosom (Eigenverlag)

Live: 5. 4. Kurt Cobain

Tribute, Fluc Wanne

www.imasloth.at

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