Heterogenes Tal in der Stadttun & lassen

Raumplaner auf der Suche nach Unorten am Wienfluss

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Das Wiental soll an Attraktivität zulegen bzw. stärker ins Bewusstsein der AnwohnerInnen gerückt werden das sind Vorhaben der Wiental ArbeitsGruppe Gebietsbetreuungen (WAGG). Seit zwei Jahren arbeitet sie als Vernetzungsstelle und wünscht sich, dass die Bevölkerung das Angebot des niederschwelligen Zugangs (sowohl physisch als auch online) auch nützt und sich in der Gestaltung des eigenen Lebensraumes einbringt.

Hinter dem Wiental steckt mehr als die Westeinfahrt, sagt der Raumplaner und Mitarbeiter der WAGG, Klaus Kern. Dabei hätte ein Abschnitt vom Zentrum bis zu den Toren Schönbrunns überplattet werden sollen, um direkt über der Wien einen Kaiser-Boulevard nach Vorbild der Champs-Élysées in Paris entstehen zu lassen. Dieser Plan wurde nicht realisiert, das Wiental blieb heterogen im Gegensatz zum Donaukanal, den man viel mehr als ein Ganzes wahrnehme, wie Kern meint.

Als Dürre Wien entspringt dieses Flüsschen mit der bescheidenen Länge von 34 Kilometern davon nicht ganz die Hälfte auf Wiener Gebiet in 520 Metern Höhe am Kaiserbrunnberg bei Rekawinkel. Ab Zentrum Pressbaum wird das wenig schmeichelnde Adjektiv dürr gestrichen, und der Fluss gen Wien heißt schlicht die Wien und mündet bei der Urania in den Donaukanal.

Aus den Gebietsbetreuungen Stadterneuerungen (Bindeglieder zwischen Bevölkerung und Magistrat), die für die an das Wiental grenzenden Bezirke zuständig sind, formierte sich vor zwei Jahren die WAGG. Ihr Anliegen ist es, die Lebens- und Wohnqualität im Wiental zu steigern, wobei Elke Losert, Landschaftsplanerin und Öffentlichkeitsarbeiterin der WAGG, betont, mit den BürgerInnen sehr niederschwellig zu kommunizieren: Wir wollen spürbar sein.

Dass die an der Wien lebenden Bevölkerungsschichten sehr unterschiedlich sind und auch Aussehen und Nutzung des Wientals sehr stark variieren, ist Losert und Kern bewusst. Der Raumplaner bringt ein paar Stichwörter, die eine deutliche Sprache sprechen: Stadtpark, Naschmarkt mit den Jugendstilbauten von Otto Wagner und ab Hietzing stadtauswärts die Gewerbenutzungen Möbelhäuser und Baustoffmärkte. Losert weist auch auf die Profilveränderung hin: Beim Naschmarkt ist es eng bei wunderschöner Jugendstilkulisse dieses Gebiet und der Stadtpark haben touristischen Wert. Nach außen hin wird es immer breiter und lauter.

Frei- und Grünflächen

Die Wohnqualität beschränkt sich nicht auf die eigenen vier Wände. Der WAGG sind daher die Frei- und Grünflächen ein besonderes Anliegen. Die Ausläufer des Wienerwaldes sind tolle Naherholungsgebiete. Wir haben dort auch ökologische Führungen für Kinder und Erwachsene veranstaltet. Doch der innerstädtische Bereich des Wientals geizt mit Erholungsräumen unter freiem Himmel bei oberflächlicher Betrachtung. Elke Losert und Klaus Kern bringen zwei Beispiele: den Bruno-Kreisky-Park (ehem. St.-Johann-Park) und den Bruno-Pittermann-Platz.

Der erwähnte Park liegt am Außenrand des 5. Bezirks, eingefasst von Margaretengürtel, Wiental und Schönbrunner Straße. Der starke Verkehrslärm, so zynisch es klingt, hat auch einen Vorteil: Man kann dort herumtoben, ohne dass Lärmbeschwerden zu erwarten wären, erzählt Klaus Kern. Darüber hinaus sei dieser Park auch als erster in Wien im Jahr 1999 im Rahmen eines geladenen Wettbewerbs geschlechtersensibel umgestaltet worden. Generell sei der Bruno-Kreisky-Park gut frequentiert, doch als Veranstaltungsort blieb er bis dato noch relativ unentdeckt und die WAGG arbeitet gern daran, dies zu ändern. Für die zweite Junihälfte wird zur Open-Air-Reihe Margaretner Filmnächte, heuer zum Thema Zeitreisen, geladen. Parallel dazu startet hanging around, das Hängemattenprojekt von Michael Kienzer, veranstaltet von Kunst im öffentlichen Raum Wien (KÖR).

Weniger zum Verweilen lädt der Bruno-Pittermann-Platz bei der U6-Station Längenfeldgasse ein. Für Plätze dieser Art hat sich die deutsche Sprachgemeinschaft wohl das Wort Unort einfallen lassen. Die Landschaftsplanerin Elke Losert erklärt, warum dort kaum Menschen anzutreffen sind: Dieser Platz entstand durch die Überplattung der U-Bahn, was die Gestaltungsmöglichkeiten stark einschränkt. Aufgrund des Unterbaus hat man nicht viel Substrat aufbringen können, daher konnten auch keine Bäume gepflanzt werden. Es führt zwar der Radweg vorbei, und es gibt einen zentral angelegten Brunnen, aber wegen der Verkehrsadern und des Windkanals in diesem Bereich wird der Platz nicht als Erholungsraum genützt.

Welches Potenzial im Bruno-Pittermann-Platz steckt, soll Mitte Juni beim die Wien-Brückenfest gezeigt werden. Es gilt auch als Probelauf für eine sportliche Bespielung. Man wird dort das Seiltanzbein auf Slacklines schwingen können, es wird ein Kletterfelsen im Weg stehen, und die urbane Form des Hindernislaufes Parkour kann erprobt werden. Also, neue Konzepte für Oasen oder Unorte je nach Sichtweise entlang eines heterogenen Tales, dem das Schicksal, als Trasse für eine Prachtstraße oder, wie in den 1960er Jahren diskutiert, für eine Autobahn zu dienen, erspart geblieben ist. Es ist höchste Eisenbahn für eine nachhaltige und anwohnerInnenfreundliche Wiental-Entwicklung.

Info:

die Wien-Brückenfest

Am 18. Juni von 10 bis 23 Uhr

An den fünf Stationen Urania/Stadtpark, Naschmarkt, Wackenroderbrücke/Bruno-Kreisky-Park, Stiegerbrücke/Bruno-Pittermann-Platz und Hofpavillon Hietzing

Alle Veranstaltungen bei freiem Eintritt

Programm und Beginnzeiten: www.wiental.wien.at

Margaretner Filmnächte

15. 20. Juni, jeweils 21.30 Uhr

Freier Eintritt

Bei Schlechtwetter keine Vorführung!

Programm: www.sciencefictionimpark.at

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